Das Ende des Khans

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Autor: Kahar Takim

Erkenfara war eine fruchtbare und friedliche Einheit gewesen bevor der Phönix das Leben auf Ihr zum großen Teil zerstörte und den Großkontinent in vier Fragmente zerbersten ließ, die schon bald Kontinente genannt werden sollten.

Das Gefühl der Zusammengehörigkeit, welches die Bevölkerung von Erkenfara vor der Landung des Phönix miteinander verbunden hatte, verschwand aus den Herzen der Menschen und aller anderen Kreaturen; es wurde ersetzt durch andere, völlig fremdartige Gedanken, wie z.B. Machtstreben, Expansionstrieb und Kriegslust. Sogar auf den vier Kontinenten konnte keine politische Einheit hergestellt werden; auch hier bildeten sich verschiedene Fraktionen aus, mit unterschiedlichen Sprachen, Riten, Kulturen und natürlich Interessen! Von diesen Gruppen gab es unendlich viele auf jedem Kontinent, doch waren nur Acht dieser Völker entschlossen und mutig genug, um ihre Reiche zu vergrößern und die neue Welt zu erkunden. Der Zufall wollte es, daß sich jeweils zwei dieser großen und mächtigen Völker auf einem Teilstück des zerstörten Kontinents Erkenfara's befanden.

Hier also die Geschichte eines dieser Völker, welches heute durch göttlichen Willen zu meinem Volk geworden ist, zum Volk von Theostelos.

In den Jahren der Regeneration und des Wiederaufbaus hatten sich einige hunderttausend Menschen rund um die Hafenstadt Shon-Ai versammelt. Sie besiedelten vor allem waldiges Gebiet und ernährten sich vom Wild des Waldes und von den Früchten des Meeres und der Felder. Der Fischfang aber war der wichtigste Teil der Nahrungslieferungen. Man konnte bald von einem richtigen Staat reden und die Bevölkerung errichtete weitere Dörfer rund um die Stadt Shon-Ai, welche sie zur Hauptstadt machten. Zum Herrscher wurde Tumadschin Khan erwählt, ein großer Krieger und ein gerechter und weiser Regent. Ihm und seinem Freund Fujibatsu Sake-Moto gehorchten die Reiterhorden des Landes aufs Wort; die kleine Armee und ihre Führung war froh darüber, daß einer aus ihren Reihen Herrscher geworden war. Doch das Ungück, welches von Anfang an die Wege des Khans begleitet hatte, zeigte sich bald nur all zu deutlich. Es begann, als der Khan sich mit Beraterinnen umgab, welche einen schlechten Einfluß auf ihn ausübten. Diese Beraterinnen waren Cashindetash, Meisterinnen vom Stuhl der Händlergilde, und Sianna Ni Broaghain, Vorsteherin der größten Magiergilde der Stadt.

Der Tumadschin Khan vertraute den beiden Weibern bald mehr als seinem Freund und Waffengefährten Fujibatsu Sake-Moto. Er vernachlässigte das Militärwesen gänzlich, ließ Handelshäuser errichten, das Volk ausbeuten und gab eine große Handelsflotte in Auftrag ohne auch nur ein einziges Kriegsschiff zu besitzen. Außerdem hing er der Schule der schwarzen Magie an, welches sich in den perversesten Menschenopfern äußerte. Böse Gerüchte besagen, daß diese Rituale in engen Zusammenhang mit einem geheimnisvollen Auswanderer aus dem Lande Eoganachta standen ...

Die durch und durch rechtschaffende Natur des Fujibatsu Sake-Moto ließ ein längeres Mitansehen dieser Scheußlichkeiten nicht zu. Von der Aufgabe getrieben, den Staat zu retten, das Volk zu erlösen und seinen Freund aus dem Bann der Hexen zu befreien, versammelte er eine Gruppe völlig entschlossener Männer um sich. Zu dieser Gruppe gehörte der Druidenälteste Kar, der Meisterdieb Xentho, Fürst Innozent 93. von Askatia, der Großmeister der weißen Magierschule Dolfin, sowie meine eigene Person, Kahar Takim. Ich war damals Hohepriester der Glaubensgemeinschaft der Göttin Kalisti und der Führer der Bruderschaft des Kreises.

Unsere Runde schmiedete also einen Plan um die MißstÄande abzustellen. Hinter uns standen große Teile des vernachlÄassigten Militärs, des geplagten Volkes und glücklicherweise die Götter ebenfalls, wie sich herausstellen sollte. Wir schlichen uns durch die Fähigkeiten des Xentho unbemerkt in den herrschaftlichen Palast und öffneten die Tore. 150 Freiwillige aus der Reiterstaffel des Fujibatsu Sake-Moto und 50 asketische Kreisritter unter der Führung ihrs Fürsten stürmten den Palast und überwältigten die Leibwache des Khans. Der Großmagier Dolfin forderte die Hexe Sianna Ni Broaghain heraus. Dieses Duell dauerte annähernd eine Stunde und endete erst, als die völlig erschöpfte Zauberin zusammenbrach.

Man nahm ihr Sprüchebuch in Gewahrsam und steckte die völlig machtlose Frau in den Wanderzirkus. Dort wird sie in einem Käfig sitzend dem geplagten Volke vorgezeigt. Auf einem ehernen Schild am Käfig befestigt aber steht geschrieben: '"Gebrochen der Wille, gebrochen der Mensch, arme Kreatur."' Doch auch Cashindetash, die Meisterin vom Stuhle der Händlergilde, wurde gefangen genommen und von uns zur Zwangsarbeit auf einer Kriegsgaleere verurteilt. Die in Auftrag gegebene Handelsflotte wurde natührlich nie gebaut; statt dessen verfügt der neu errichtete Staat über eine der größten Kriegsflotten, was auch immer das zu bedeuten hat.

Der Tumadschin Khan wurde vom Druidenältesten Kar für einige Zeit mitgenommen in den Wald des Vergessens, was auch immer dieser Name zu bedeuten hat ... Der zurückgekehrte Khan dankte ab und trat in den Orden des Gottes Kalisti ein. Er hat sich den Göttern Kalisti, Horus, Nuit und Marilith, der Wahrheit des Kreises, sowie meiner geistlichen und weltlichen Autorität unterworfen. Aber nicht nur das, er setzte mich als seinen neuen Herrscher des Landes ein und leistete mir und meinen Nachfolgern den Treueeid auf alle Zeit. Genauso taten es alle Offiziere und Mitaufständische.

Das Volk jubelte mir zu, das Militär ebenso und meine Ordensbrüder konnten sich, wohl selbst die Macht witternd, vor Freude gar nicht mehr recht beruhigen. Allein ich wollte noch nicht so recht; das ganze roch nach Arbeit, Regentenmord, Putschgefahr und undankbaren Untertanen. Ich bot deshalb dem Initiator des Aufstandes an, an meiner Statt Herrscher zu werden, doch Fujibatsu Sake-Moto winkte ab, schwor mir die Treue und begab sich mit seinem Waffengefährten Tumadschin auf Wanderschaft, was auch immer ...

Ich hoffe sehr, daß der geneigte Leser die Abfolge der Ereignisse wenigstens in Umrissen nachvollziehen konnte. Auch mir fiel es Anfangs schwer, alles geschehene zu glauben. Nachdem ich die heute bereits lange zurückliegende Ereignisse geschildert habe, sollte ich vielleicht auf jene eingehen, welche in die Zeit meiner Tätigkeit als Herrscher von Theostelos fallen. A propos Theostelos: Zu den ersten Amtshandlungen gehörte es, unserem Land einen prächtigen und symbolischen Namen zu geben. Hierbei wählte ich Theostelos als Reichs- und Theosophia als Hauptstadtnamen aus. Theostelos bedeutet '"Ziel Gottes"' oder auch '"Gottes Ziel"', was darauf hindeuten soll, daß unsere Ziele mit denen des Gottes Kalisti üubereinstimmen, aber auch wir ein Ziel Gottes sind, da Kalistis Auge auf unserem Reich ruht und uns vor üblen Machenschaften schützt und warnt.