Nástrønd

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Eidbrecher, Mörder, Verräter oder jene, die sich gegen die Götter wenden, erleiden schlimme Schicksale. Sie gelangen an einen finsteren Ort: Nástrønd („Leichenstrand“). Solche Seelen gelten als verloren und können nicht zur Ehre gelangen.

Am äußersten Rand der Welt, wo die Wellen der Finsternis an ein Ufer aus Knochen schlagen, liegt Nástrønd, der Strand der Toten. Dort erhebt sich eine Halle – nicht von Zimmermannshand gezimmert, nicht aus Balken und Stein errichtet, sondern aus den Rücken endloser Schlangen.

Die Leiber der Bestien sind ineinander verflochten wie Balken, ihre schuppigen Flanken bilden Wände, die sich winden und krümmen. Aus tausend geöffneten Mäulern tropft unaufhörlich das schwarze Gift. Es rinnt wie Regen von den Wänden herab, sammelt sich auf dem Boden zu einem Strom aus Gift und Galle, der niemals versiegt.

In diesem Strom stehen die Verdammten: Eidbrecher, Verräter, Mörder. Ihre bleichen Leiber sind vom Gifthagel verbrannt, die Haut zerfressen, das Fleisch schwarz vor Qual. Sie schreien, doch der Schrei wird von den Schlangen verschluckt, die mit zischenden Kehlen den Hallen widerhallen.

Kein Funken von Sonne erreicht diesen Ort. Kein Wind bringt Trost, nur ein stetes Rauschen wie von schäumender See, doch es ist das Fließen des Giftes, das wie ein Meer den Boden bedeckt.

Die Verdammten können nicht sterben, sie können nicht fliehen. Jeder Schritt versinkt tiefer, jede Bewegung bringt sie nur weiter in den gurgelnden Fluss. Und so bleiben sie gefangen, bis die Welt zerbricht, bis Ragnarøk kommt und selbst der Strand der Leichen im Chaos vergeht.

Nástrønd spiegelt die Vorstellung wider, dass Ehre und Treue das höchste Gut sind. Wer sie bricht, verliert nicht nur den Schutz der Götter, sondern wird selbst im Totenreich ausgesondert. Es ist eine Warnung vor Verrat und Meineid, da diese Vergehen nicht nur das Diesseits, sondern auch das Jenseits zerstören.


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