Die Schmiede des Isensteins

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Die Halle erbebte, als der Sturm über den Gipfeln tobte. Funkenregen stob von den offenen Herdfeuern, die Eisenflamme heulte auf, als habe sie die Stimme des Vulkans selbst. Inmitten dieser Glut stand Ormunder , der Sohn des Isensteins, in seinen schweren Schmiedekleiden, das Antlitz vom Schein der Glut vergoldet, die Arme vom Ruß geschwärzt.

Vor ihm lag ein gewaltiger Rohblock aus Sturmbronze und Donnererz, roh, widerspenstig, ungezähmt – ein Metall, das kein gewöhnlicher Hammer je hätte formen können. Doch Ormunder hielt in seinen Händen Skjalfbrandr, den Runenhammer.

Mit einem tiefen Atemzug begann er zu singen. Sein Lied war kein Lied der Menschen, sondern das raue, uralte Runenlied der Schmiede, das die Sprache des Feuers sprach und die Sprache des Stahls. Die Runen am Hammer begannen zu glühen, zuerst leise, dann heller, bis sie in weißblauer Glut erstrahlten.

Er hob Skjalfbrandr über den Kopf. Als er ihn niedersausen ließ, zitterte die ganze Halle. Der Schlag fuhr in den Amboss, als sei es der Herzschlag des Berges selbst. Funken flogen wie Sternschnuppen, und der Block aus Sturmbronze bäumte sich auf, als wolle er den Schlag zurückwerfen.

Doch Ormunder schrie sein Lied gegen das Metall, und die Runen auf dem Hammer blitzten auf. Mit jedem Hieb fuhr ein Donnerhall durch den Stein, mit jedem Schlag lief ein Riss aus Licht durch das Erz, bis es begann, sich zu beugen, zu glühen und zu gehorchen. Draußen schlugen Blitze in die Zinnen des Isensteins. Durch die offenen Runenfenster der Halle stürzten Lichtzungen herein, die sich wie silberne Schlangen in den Hammer verflochten. Ormunder stand im Zentrum dieser Gewalt – Schmied, Herr des Sturms, Bändiger von Feuer und Blitz.

Als der letzte Schlag fiel, herrschte einen Herzschlag lang Stille. Dann rollte ein Donner, als habe der Himmel selbst geantwortet. Ormunder senkte den Hammer, und das Werkstück glühte in reiner Form – ein neues Artefakt, geboren aus Sturm, Erz und Runenkraft.

Und noch lange hallte sein Lied durch die Hallen, tief wie das Donnern der Erde, hell wie das Klingen der Sterne.


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