Ich, Armath Ardan

Aus erkenfara.com
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Viel ist in meinem bisherigen Leben geschehen und oft frage ich mich selbst ob all diese Erlebnisse nicht nur ein Traum waren. Heute sitze ich in meinem Arbeitszimmer am Kamin und wenn ich nach rechts aus dem Fenster schaue, sehe ich den klaren Sternenhimmel dieser Winternacht. Das leuchten der Sterne wirkt auf mich, wie der Blick der mich tröstete, streichelte, wenn Miriel bei mir war. Doch das ist sehr lange her und Miriel meine Jugendliebe ist seit dem Tag der Neuordnung, als der mächtige Phoenix über das Land, über die Welt flog, verschwunden. Wir auch viele andere aus meinem Volk starben oder verschwanden, so daß ihre toten Körper nicht gefunden werden konnten. Ich hoffe, daß ihre leuchtenden Seelen die Hallen der Ruhe erreicht haben.

Ich merke langsam wie mich die Sterne behutsam überreden mein bisheriges Leben aufzuzeichnen. Erst will ich nach meinem Schreiber rufen, doch zu so später Stunde wird er sich schon in seine Gemächer zurückgezogen haben. Er gehört schließlich zu der geringen Anzahl von Sterblichen, die ich an meinem Hof beschäftige und diese benötigen mehr Schlaf als wir Elfen. Also gehe ich zu meinem Schreibtisch, tauche den Federkiel in das kleine silberne Tintenfaß, welches von den Zwergen in Kahraz-Mithriel gefertigt wurde und beginne mit meiner Geschichte:

Ich wurde in Carion der einstigen Hauptstadt von Mel Celebea geboren. Nein, nicht in dem Mel Celebea welches heute bekannt ist, sondern in dem das vor dem »Flug des Phoenix« bestanden hat. Ich war der zweitgeborene und meine Geburt brachte großes Leid mit sich, denn meine Mutter Linthalia verstarb bei der Niederkunft. Mein Vater Fürst Golan Ardan liebte mich um so mehr, da es in mir das letzte Geschenk seiner Gattin sah. Während mein älterer Bruder Aglaril Ardan auf die Pflichten als Thronfolger von Mel Celebea vorbereitet wurde, durfte ich tun und lassen was ich wollte. So entdeckte ich die Malerei, Dichtkunst, Jagd und andere Arten des Zeitvertreibs für mich. Leider hatte ich dadurch wenig Kontakt mit meinem Bruder, und so herrschte zwischen Aglaril und mir immer eine große Leere.

Von frühester Jugend an begleitete mich Miriel, die Tochter des Hofzauberers überall hin. Erst waren wir Spielgefährten, dann Freunde und später sogar ein Liebespaar. Insgesamt wirkt meine Jugend wie ein längst vergangener Traum, der wie durch das Erwachen am Morgen, durch den Phoenix beendet wurde. Dabei begann dieser Morgen mit einem wunderschönen Sonnenaufgang, doch dann kam ein Sturm auf, der die Bäume entwurzelte. Alle gerieten in Panik, ein Beben ließ mit zunehmender Stärke die Erde erzittern und der Wind übertönte die Schreie der Schutzsuchenden. Ich entdeckte gerade ein flammendes Strahlen am Horizont, als mich ein Ast zu Boden schlug.

Wahrscheinlich war ich mehrere Stunden ohne Bewußtsein und als ich wieder erwachte, hatte die Welt ihr Antlitz verändert, nichts war mehr wie vorher. Langsam befreite ich mich von dem Ast und konnte das volle Ausmaß der Zerstörung überschauen. Carion meine Heimatstadt war nicht mehr und das Vagar-Gebirge im Norden war auch verschwunden; langsam und ängstlich ließ ich meinen Blick über die Umgebung schweifen, verspürte Zorn, Schmerz und ein Teil von mir starb genau wie meine Heimat gestorben war. Schließlich entdeckte ich eine kleine Gruppe von Elfen. Mit zittrigen Schritten gelangte ich zu ihnen und sah, daß mein Vater zwischen den Elfen aufgebahrt war. Er war tot, sein Körper zerschmettert, geschunden und meine Augen voller Tränen. Wir bestatteten ihn und ich schwor an seinem Grab, daß ich zusammen mit Aglaril eine neue Heimat für unser Volk suche und aufbauen wollte. Danach suchten wie nach anderen Überlebenden. Wir fanden viele, aber weder Aglaril noch Miriel waren unter ihnen. Schließlich befahl ich die Suche abzubrechen und mit der Suche nach einer neuen Heimat zu beginnen.

Heute weiß ich, daß alleine meine Entschlossenheit viele meines Volkes davon abhielt den leichten freien Weg zu den Hallen der Ruhe anzutreten. Nach mehreren Monaten der Wanderschaft erreichten wir die Wälder die heute zu meinem Fürstentum Mel Celebea gehören. Ich beschloß damals, daß diese unsere neu Heimat werden sollte. Doch schon bald bemerkten wir das Böse im Land - es versteckte sich hinter dem Namen Dynastie und wollte mein Volk versklaven. Ich merkte aber, daß die Dynastie auch die anderen freien Völker unterjochen wollte und so suchte ich die Zwerge, Kobolde und Menschen auf, um mich mit ihnen zu beraten. Wir kannten einander kaum und groß war das Mißtrauen zwischen uns, schließlich erhoben wir uns aber wie ein Volk und stürzten die Dynastie in einem blutigen und verlustreichen Krieg. Heute ist der Name Dynastie aus fast allen Analen Erkenfaras verschwunden. Mein tapferes Volk besiegte in diesem Krieg die Dunkelelfen. Kurz vor unsrem Sieg kämpfte ich gegen einen Offizier der verhaßten Alben und erschlug ihn. Nach dem Kampf mußte ich feststellen, daß es mein Bruder Aglaril war den ich erschlagen hatte. Heimlich schaffte ich seinen toten Körper vom Schlachtfeld, dabei verspürte ich kein einziges Gefühl, da ich nicht wußte, ob ich ihn hassen oder betrauern sollte. Nach unserem Sieg setzten sich die Herrscher der Lichtvölker zusammen und beschlossen sich nach außen wie ein Reich zu präsentieren. Ich selbst herrsche über Mel Celebea, bin der Admiral der Seestreitkräfte, Ritter des Phoenix und oberster Diplomat der Unabhängigen Königreiche. Durch mein Handeln in den Tagen nach der Neuordnung, dem Tage des Phoenix, betrachtet mein Volk mich wie eine lebende Legende und scheint all die unglücklichen und verlustreichen Jahre vergessen zu haben. Doch ich habe nicht einen Augenblick dieser Zeit vergessen, nicht einen einzigen Tod der meinen Weg säumte vergessen und nur die Notwendigkeit mein Volk zu behüten hält mich von der letzten großen Fahrt ab, der Fahrt die jeder Elf irgendwann antreten muß:

der Fahrt zu den Hallen der Ruhe.

Texte in den Boxen

Die Neuordnung
Ich stand im Palastgarten;
und der Morgenwind brachte die Veränderung.
Ich sah das Feuer rot und mächtig;
und Asche bedeckte mein Gesicht.
Ich hörte die Schreie unseres Volkes;
und der Lärm erstarb.
Ich fiel tiefer und tiefer;
und es wurde dunkel.
Ich erhob mich aus den Trümmern;
und fühlte den Phoenix in mir.
Melorn der Baum der Liebe
Melorn der Baum der Liebe,
welcher immer grün.
Wurzeln aus Vertrauen und Verständnis,
die niemals verdorren.
Ein Stamm aus Zuneigung und Treue,
der in keinem Sturm zerbirst.
Zweige die voller Begierde und Zärtlichkeit
im Winde treiben.
Blätter auf denen Träume wohnen,
wie der Morgentau beim ersten Sonnenstrahl.
Der Baum der Liebe,
welcher immer grün.
Von mir und den Meinen
Es hieß, daß wir diese Welt verlassen; wenn ...
... wir insere Heimat sterben sehen,
doch ich bin geblieben.
... unsere Träume am Meer zerschellen,
doch ich führte mein Volk.
... unsere Herzen zerbrechen,
doch ich kämpfte für ein Morgen.
... unsere Seele leer ist,
doch gehöre ich noch zu meinem Volk.
Mel Celebea,
oder das Gesetz des Phoenix
Einst stolz und mächtig,
nun Asche und Rauch.
Einst schön und prächtig,
nun nur noch ein Traum.
Einst nur noch ein Traum,
bald schön und prächtig.
Einst Asche und Rauch,
bald stolz und mächtig.