Ein Zwerg zieht aus um König zu werden

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Die Geschichte von Thorgrimm Isenbart

Es blendet, ich erwache aus einem unruhigen Schlaf, es ist früh am Morgen. Mir fallen Erinnerungen ein, daß es vor Jahren ganz anders war. Ich sehe mich um, Mauern aus exakt behauenem, glatt geschliffenem Granit, die Fugen mit bloßem Auge nicht zu erkennen, die Decke aus demselben Material mit Einlegearbeiten aus verschiedenfarbigem Marmor, eine zwergische Kampfszene darstellend. Alles, auch die sauber gearbeiteten und verzierten Möbel aus Steineiche, hoch oben aus den Landen Northeims stammend, mit Intarsien aus yaromesischem Rosenholz, Einlegearbeiten aus feinstem Nussbaum, ebenfalls aus den Gebirgsregionen Yaromos kommend, einfach meisterliche Zwergenarbeiten.

Ich steige aus einem bequemen Bett und gehe zu einem in die Wand eingearbeiteten Granitbecken, wo aus einem bronzenem, ebenfalls in die Wand eingearbeiteten Gargylen-Kopf Wasser fließt. Das Wasser, eiskalt und ungemein erfrischend, machte mich schlagartig hellwach. Auf der Garderobe fein säuberlich abgelegte Kleidung. Schön gearbeitete und verzierte Stoffe, Lederhose, Stiefel und Wams mit punzierten und genauestens eingelegten Runen und Knoten. Kleidung die eines Zwergenthains würdig sind. All das läßt mich plötzlich nachdenken.

Erinnerungen

Die Erinnerungen, die auf mich einströmen, lassen mich auf einen Stuhl sinken. Ich sehe mich als jungen Krieger wieder, vor Jahren im zwergischen Eroberungsheer der Armee der Vereinigten Königreiche im 1. Krieg gegen Yaromo. Im Konflikt um die Xantrudnir-Inseln befand ich mich in einer Gegend, die ich mir in meinen schlimmsten Alpträumen nicht vorstellen konnte.

Wüste, nichts als heiße stickige Wüste. Ich hasse Sand, Hitze, Staub. Alles dringt in die Kleidung, Rüstung, in den Mund, den man ständig mit heißem salzig schmeckenden Wasser ausspülen mußte, aus immer leerer werdenden Wasserschläuchen aus Ziegenhäuten. Die Invasion auf die Inseln war anfangs recht erfolgreich, wir stießen schnell, ja fast wiederstandslos vor, nahmen die Inselgruppe komplett ein und freuten uns schon ob des Erfolges.

Da geschah das Desaster, die yaromesische Flotte riegelte die Inselgruppe so schnell ab, daß keine Gegenwehr mehr möglich war. Eingekreist von der gegnerischen Flotte, die bis an die Reling bewaffnet war, sah sich das zum größten Teil aus Zwergen bestehende Invasionsheer in der Falle. Keine Möglichkeit auszubrechen, da das Festland Meilen entfernt war, hatten wir nur die eine Wahl, bedingungslose Kapitulation oder Verhungern und Verdursten, da es auf diesen Inseln für so viele kaum etwas zu Essen oder Trinken gab. Die Waffen streckend, für einen Zwerg eine Katastrophe, begab sich das komplette Heer in Kriegsgefangenschaft und wurde ans Festland gebracht.

Kriegsgefangenschaft

Es begann der lange, grausame Marsch in ein Kriegsgefangenenlager weit im Landesinneren. Ab und an kamen wir an Oasen vorbei, die Menschen dort beäugten uns erstaunt, hatten sie bestimmt noch nie so viele Zwerge auf einen Haufen, geschweige denn überhaut schon mal einen gesehen. Der Marsch zog sich Tage hin, die Hitze war erbarmungslos, ebenso der Durst. Mahal sei Dank hatten wenigstens die yaromesischen Wachen ein Einsehen, was erstaunlich war, hatten wir doch Yaromo angegriffen. Sie versorgten uns mit Essen und Wasser, so daß keiner meiner Leidensgenossen zu Schaden kam. Heiler und Priester heilten unsere Wunden, so daß wir etwa drei Wochen nach unserer Gefangennahme das Lager erreichten. Unsere Unterführer fanden das sehr ungewöhnlich und forderten uns auf, Mißtrauen zu wahren, denn das fanden sie nicht normal, sie meinten, da kommt noch etwas auf uns zu.

Wir waren eingesperrt und harrten der Dinge.

Nach einiger Zeit wurde es unruhig im Lager, einige munkelten etwas von hohem Besuch. In der Tat, es waren Beamte vom Hofe des Padischa, so ein hiesiger Thain oder Fürst. Einer der Beamten sagte einen langen Namen, den sich kein Zwerg merken konnte, irgendwie Ferret Al Dos oder so ähnlich hieß dieser Padischa.

Der Beamte machte uns ein Angebot, gegen Lohn, Brot und Unterkunft, die allerdings bewacht werden müsse, da wir im eigentlichen Sinne ja Kriegsgefangene wären, nach Beendigung des Auftrages Entlassung in die Freiheit. Der Auftrag, den Bau eines Verbindungstunnels zum Nachbarreich Theostêlos, wäre für uns eine Möglichkeit, das Kriegsverbrechen, den Angriff auf ein friedliebendes Volk, zu sühnen, sagte der Beamte und stellte den Bau in den schönsten Farben vor, mit Ehre und Freude undsoweiter.

Ich sah mich um, in teilnahmslose Gesichter und dachte mir, wie lange dieses Projekt wohl dauern würde, da Zwerge für den Bau vorgesehen wurden, wohlwissend, das Zwerge recht alt werden können. Aber angesichts unserer Lage, gab es keine Möglichkeit abzulehnen. Einer der Unterführer die neben mir standen, Orfulgar hieß er, raunte mir zu: »Siehste, hab ich mir gedacht, daß da noch was kommt. Holzauge sei wachsam, sach' ich nur.« Wir sagten zu, den Auftrag zu übernehmen und es begann der zweite noch längere Marsch ins Gebirge zur geplanten Baustelle. Unterwegs malte ich mir besondere Möglichkeiten aus, da ich als Waffenschmied die nötigen Kenntnisse mitbrachte, die Werkzeuge für den Bergbau zu reparieren und zu erneuern. Bei den regelmäßigen Rastpausen befragten uns die Beamten, die den Troß begleiteten, nach unseren Fähigkeiten und Berufen, trugen die Ergebnisse in große Listen ein.

Die Baustelle

Irgendwann, sieben Wochen waren vergangen, kamen wir auf die Baustelle.

Große Baracken mit Segeltuchdächern standen in Reih und Glied, in einem großen Talkessel, nach hinten durch steile Felswände abgegrenzt. Der Eingang in den Talkessel, der in etwa 8-10 zwergische Meilen durchmaß, was etwa 4-5 km in menschlichen Maßen betrug, war durch Wachtürme und Palisaden abgesperrt, was ein Entkommen unmöglich machte. Ein weiterer endloser Troß Zwerge aus anderen Kriegsgefangenenlagern, war noch dazu gekommen, es waren etwa fünftausend, dazu fünfhundert berittene Yaromesische Reiter und tausend Fußsoldaten, strömte in den Talkessel. Wir wurden auf die Baracken verteilt, alphabetisch sortiert und ich sah zum ersten mal bekannte Gesichter wieder. Einige aus meiner Heimatbinge Khatz-Durum.

Es wurden uns zwei Tage zur Eingewöhnung gewährt, in der Zwischenzeit wurden unsere Unterführer instruiert und die Arbeiter in die einzelnen Arbeitskolonnen eingeteilt. Ich wurde in eine der drei Schmieden in eine Schicht eingeteilt. Wir hatten drei Schichten zu absolvieren, eine von frühmorgens bis frühnachmittags, eine von frühnachmittags bis spätabends und eine von spätabends über die Nacht bis frühmorgens. Jeder wurde genauestens in seine Aufgaben eingewiesen, was mich zum Nachdenken brachte. Allein die Planung dieses gewaltigen Projektes muß Jahre gedauert haben, die besten Ingenieure des Landes müssen zusammengearbeitet haben, denn es gab eine Bauleitungsbaracke, die so groß war, wie eine der Wohnungsbaracken, wo pausenlos Leute ein und ausgingen.

Zweitausend, diese Zahl geisterte im Lager, zweitausend.

Da kam Orfulgar Hammerzeh auf mich zu, er war einer der Unterführer, den ich nach ein paar Gesprächen als einen Nachbarn meines Vaters wiedererkannte. Er hatte ein Haus, zwei Häuser weiter als unseres damals und sah ziemlich bestürzt aus. Auf mein Fragen hin antwortete er: »Ich hab's damals schon geahnt, weißt du noch? Ich sagte, da kommt noch was auf uns zu. Zweitausend Meilen, so lange wird der Tunnel und die Witzbolde nennen es „Das längste Loch der Welt.“ Die haben doch`nen Knall, haben die doch. Wir kommen hier nie wieder raus, ich sach' dir das. Ich spür das so im Zeh.« Brummelnd und fluchend ging er in seine Baracke und brüllte die Frühschicht aus den Betten.

Was? Zweitausend Meilen? Hoffentlich zwergische Meilen, etwa tausend Kilometer, was immer noch eine Horrorvorstellung war. Und alles mit reiner Muskelkraft, mit Picken, Hämmer und Meißel, durch festes Gebirgsgestein. Ein Vorhaben, das Jahrhunderte dauern würde, mir wurde schwindelig, Orfulgar hatte recht, das war's. Nie wieder werde ich meine Heimat, meine Eltern, meine Brüder und Schwestern, alle meine Freunde wiedersehen, was nutzt das ganze Gold und die Freiheit, die man uns versprach. Die noch jung genug sind werden als alte Greise die Baustelle verlassen. Die älteren werden hier sterben.

Wiederstand regte sich in mir, aber ich sah noch keine Möglichkeit, noch nicht …

Tag für Tag klang das Hämmern im Stollen, Karren um Karren mit Schutt und Geröll wurde aus der Röhre gefahren, die Abraumhalde wuchs über die Jahre außerhalb des Talkessels zu einem Berg. Ich arbeitete in der Schmiede, bewacht von Soldaten die aufpaßten, das wir Schmiede nur ja keine Waffen herstellen, da wir immer noch als Kriegsgefangene galten. Aber mittlerweile kannte man den ein oder anderen Wachsoldaten, besserte mal hier und da die Rüstung aus, schliff das eine oder andere Schwert wieder scharf, da konnte ich schon einiges in Erfahrung bringen, was auf der Baustelle so vor sich ging.

Der Berg war hart, ein Gestein so zäh und hart, wie es die Experten wohl nicht bedacht hatten. Teilweise härtester Granit, durchsetzt mit glasharten Quarzadern, die splitterten, wenn man zuschlug. Viele Zwerge wurden durch pfeillange Splitter verletzt. Splitter die durchaus als Messer verwendet werden könnten. Am Tag schafften es die Trupps höchstens zwanzig, manchmal auch nur fünfzehn zwergische Schritte, was in etwa siebeneinhalb Meter waren, so hart war der Stein. Gefundene Erzgänge wurden ignoriert, der Bau mußte weitergehen. Durch Wassereinbrüche und Gangstürze wurde die Richtung des Tunnels geändert, mal nach unten, mal nach rechts oder links. Hohlräume, durch vulkanische Aktivitäten entstanden, ehemalige Gas-und Magmakavernen, machten die Arbeiten noch gefährlicher, alles mußte mit Abraum ausgefüllt werden.

Nach etwa sechs Jahren, machte ich mir so meine Gedanken.

Es sah so aus, daß ich mir so langsam meine Grabstelle aussuchen konnte, da ich hier mein Ende finden würde, wenn das so weiter ging. Der Tunnel war gerade mal vierzig zwergische Meilen lang, etwa zwanzig Kilometer. Meutereien waren mittlerweile an der Tagesordnung, der Unmut unter den Zwergen wuchs. Alle fühlten sich jetzt betrogen. Die Soldaten erstickten auf Befehl die Meutereien sofort im Keim. Sie drohten mit härtesten Strafen und schlugen die Aufstände sofort mit Waffengewalt nieder. Auch die Soldaten in den Schmieden wurden jetzt energischer und passten nun noch stärker auf. Gespräche untereinander wurden untersagt. Mehr als einmal sah ich einen Zwerg am Pranger, der ausgepeitscht wurde. Der Hass in den Reihen der Zwerge wuchs, denn niemals hatte ein Zwerg einen anderen Zwerg ausgepeitscht, sowas gab es einfach nicht und war in unseren Augen ehrlos. Es kam wie es kommen mußte, alle Zwerge weigerten sich angesichts dieser Szenen weiter zu arbeiten und die Arbeiten am Tunnel hörten auf.

Zwerge können stur sein, wenn irgendetwas gegen ihren Willen geht. Alle Drohungen nutzten nichts. Die Hofbeamten standen nun vor einem Dilemma. Alles Zureden half nichts, die Soldaten wollten auch nichts mehr gegen uns unternehmen, denn sie wußten, das man als Krieger zu Krieger so nicht handeln durfte. Die Unterführer und Hofbeamten setzten sich zusammen, denn wenn es so weitergehen würde wie bisher, stand alles in Gefahr zu scheitern. So einigte man sich nach zwei langen Tagen voller Verhandlungen. Die Beamten sahen ein, daß wir im eigentlichen Sinne keine Gefangenen sind, sondern uns freiwillig zu diesem Dienst gemeldet hatten.

So wurden die Verpflegung und die Lebensbedingungen in den Baracken verbessert, neue wurden hinzugebaut, Familien konnten zusammengeführt werden, denn die Familienväter hatten schon lange nichts mehr von ihren Familien gesehen oder gehört. Wir hatten den Status von Gastarbeitern, in einem Land, das uns nun ernährte als Arbeiter und nicht mehr als Gefangene. Aber hinaus in die Freiheit, das ging nicht, denn das Projekt war streng geheim. Nach der Schicht konnte ich meist nicht schlafen, es kreisten zuviele Gedanken in meinem Kopf. Gedanken an meine Jugend, als ich bei meinem Vater in die Lehre ging, als dritter Sohn eines Waffenschmieds. Bei uns in der Binge, übernimmt meist der älteste Sohn die väterliche Schmiede, der zweite war da schon nur noch der Schmiedeknecht des Erstgeborenen. Als dritter Sohn hatte ich überhaupt keine Chance auch nur einen Gedanken zu verschwenden, die Schmiede jemals übernehmen zu können. Also machte ich die sechsjährige Ausbildung, und war zum Schluß, dank meines Talents, in der Lage, gute bis sehr gute Waffen, vom Dolch bis zum Bihänder herstellen zu können, inklusive allgemeiner Schmiedearbeiten vom Nagel bis zur Trense.

Als ich fertig war mit meiner Ausbildung, trat ich in die Armee von König Grimbart Bolzenschneider ein und wurde als Gebirgsjäger ausgebildet. Dann kam der Aufruf des Königs, ein Expeditionsheer zusammenzustellen, unterstellt der Armee der Vereinigten Königreiche, zum Zwecke einer Militäroperation gegen das Wüstenreich Yaromo.

Und jetzt? Was ist jetzt? Was mache ich hier? Soll ich hier mein Dasein bis zu meinem Ende fristen? Gedanken über Gedanken, als einer leuchtend vor meinem geistigen Auge mitten im Raum stand:

RAUS HIER … JETZT SOFORT RAUS HIER.

Die Flucht

Ein Plan entstand, und wurde so langsam aber sicher Realität. Ich wußte von einer Magmakammer, einer der dort arbeitenden Zwerge hatte mir davon erzählt, die sich etwa zehn Meilen in einem der Belüftungstunnel befand. Ich konnte, da ständig am Tunnel gearbeitet wurde, ohne Probleme den Tunnel betreten, da ich meist ein Handkarren mit fertig repariertem oder neu angefertigtem Werkzeug mitnahm, um das kaputte Werkzeug der Arbeiter auszutauschen.

Da nicht mehr so häufig kontrolliert wurde, hatte ich doppeltes Werkzeug dabei. Ich fand den Seitentunnel sofort, keine Wache stand dort, die Gelegenheit war günstig, sofort verschwand ich im Seitentunnel, dann ging ich zur Stelle, die mir der Arbeiter beschrieben hatte, da ich nachts, wie alle Zwerge, kein Licht brauche um zu sehen, fand ich die Stelle auf Anhieb. Unter einem Schutthaufen versteckte ich meinen Beutel mit Schmiedewerkzeug, der Schürze und den Handschuhen, eine Picke, Meißel und Hammer. Anschließend ging ich schnellen Schrittes zu den Arbeitern das Werkzeug ausliefern. Am nächsten Tag schnürte ich mein Bündel zusammen, unauffällig, steckte einen Kanten Brot, ein Stück Käse, Wurst und einen Tonkrug mit Bier in den Beutel und des Nachts schlich ich mich aus der Baracke zum Tunnel.

Wachen waren nicht zu sehen, ich hatte mir die Wachwechsel und die Wege gemerkt, ohne Zwischenfall kam ich zu der Stelle, an der ich mein Werkzeug vergraben hatte. Vorsichtig, um Lärm zu vermeiden, klopfte ich die Tunnelwand ab und brach urplötzlich in die Magmakammer ein. Fluchend rutschte ich in die Tiefe, konnte vorstehende Felsnadeln gerade noch ausweichen, als ich in einer Schutthalde landete.

Mahal dankend, ob seiner schützenden Hand über mir, sah ich mich um, und entdeckte eine Möglichkeit hinaufzuklettern, zwar steil, aber gangbar. Die Kletterpartie zog sich hin, ich hatte kein Zeitgefühl mehr, als sich der Magmagang zu einer Halle erweiterte, der Boden über und über mit Kristallen bedeckt, einer schöner als der andere. Wir Kinder der Irdenen sind mit besonderen Gaben gesegnet, Zwerge können hervorragend in der Dunkelheit sehen, und es gibt Zwerge, man sagt, diese können Gold oder anderes edles Erz, ja sogar Edelsteine riechen!

Anfangs waren sie klein, gerade mal so groß wie ein Kiesel, aber dann Holla, was für Brocken! Gold, haufenweise Goldklumpen, dazu einige Saphire, Rubine, ja sogar Diamanten! Ich dankte meinen Göttern für diese Gabe und opferte dem Berg, der mir dieses Geschenk machte nach altem zwergischen Brauch, von meinem Brot, meinem Bier und meinem Blut, wobei ich mir mit meinem Dolch den Daumen ritzte. Dazu legte ich einen meiner Hämmer dazu, als Dankesgabe.

Ich nahm meine Sachen auf und frohen Mutes, einem guten Gefühl im Magen ging ich direkt auf eine riesige Kristallsäule zu, die am Ende der Halle stand. Einen leisen Lufthauch spürend, entdeckte ich eine Öffnung hinter der Kristallsäule, ein Weg nach oben tat sich auf, trotzdem kletterte ich bestimmt einen Tag lang, aus dem steilen Gang wurde ein Trichter, es war ein Vulkanschlot, der in einem großen Krater endete.

Kühle Nachtluft schlug mir entgegen, ein großer voller Mond stand am Himmel, als ich aus dem Krater stieg, und den Berghang wieder hinunterging. Am Fuß des Vulkans fand ich einige recht auffällige Felsbrocken, dort vergrub ich bis auf einige kleine Goldbröckchen meinen Hort. Mein Ziel war mir klar vor Augen, um in diesem Land zu überleben, und vielleicht meine Brüder aus der Knechtschaft zu befreien, mußte ich zum Hofe dieses Padischas.

Die Oase

Ich wollte mich dort als Krieger in den Dienst stellen, und dann wird sich irgendwann eine Gelegenheit bieten, meine Kameraden in die Freiheit zu führen. Ich hatte als ausgebildeter Kämpfer gute Waffenfähigkeiten und Kampftaktiken gelernt, malte mir gute Chancen aus, das mein Vorhaben gelingen würde. Erst mal neu einkleiden, und einige Waffen kaufen, ein gutes Mahl zu mir nehmen. Pläne schmiedend ging ich schnellen Schrittes zu einer in einiger Entfernung befindlichen Oase. In einem großen Talkessel wuchsen Palmen, in deren Mitte sich eine mit Wehrmauern versehene große Ansiedlung befand, die die Größe einer Stadt hatte.

In regelmäßigen Abständen standen Wehrtürme, auf deren Plattformen ich Wachen ausmachte. Da ich, dank meiner Nachtsichtfähigkeit eher sehe, als selber gesehen zu werden, konnte ich mich in Sicherheit fühlen. In der Nähe des Tores fand ich einige recht dichte Büsche, dort würde ich mich verstecken bis zum Sonnenaufgang, und dann mit den Bauern, die auf den Markt gehen, die Stadt betreten.

Am nächsten Morgen wurde ich durch ein immer lauter werdendes Getrampel geweckt, ich sah eine Karawane auf das Stadttor zukommen.

Ich kroch aus den Büschen hervor und ging auf den Weg, meine leeren Hände zeigend, das ich in friedlicher Absicht und ohne Waffen tragend, auf die Karawane zu. Ein bewaffneter Begleiter kam schnellen Schrittes, mit gezücktem Kurzschwert und abwehrendem Schild, höchstwahrscheinlich ein Söldner, auf mich zu und forderte mich barsch auf stehen zu bleiben.

Ich grüßte in der Landessprache, und sagte ihm, daß ich mich in friedlicher Absicht der Karawane anschließen möchte, und daß ich keine Waffen trage, außer meinem Dolch, den ich im Gepäck habe. Er untersuchte mich, die Karawane war inzwischen auf gleicher Höhe, als der Karawanenführer kam.

Ich begrüßte ihn nach Sitte der Yaromesen, in dem ich Stirn, Mund und Brust mit meiner rechten Hand berührte, bei gleichzeitiger Verbeugung. „Ahsalem Aleikum“ sagte ich, und er antwortete „Aleikum Ahsalam“, was soviel wie „Friede sei mit Dir“, „Mit Dir ebenso“ bedeutet.

Der Karawanenführer sah zu dem Begleiter hinüber, dieser bedeutete ihm, daß ich keine Waffen trug. Er wurde freundlicher und während ich neben ihm herging, fragte er mich woher ich komme und so gut Yaromesisch sprechen würde. Ich antwortete ihm daß ich reisender Schmied sei und mich einige Zeit im Land aufhalten würde, daß ich nach meiner Kriegsgefangenschaft mehr oder weniger gut durch die Lande ziehe um genug Gold zusammenzubekommen um in meine Heimat zurückzukehren. Da ich all meine Schmiedeutensilien dabei hatte, und er die Zangengriffe aus meinem Bündel ragen sah, meinte er, daß er in der Stadt einen Schmied kenne, der für ihn einige Teile, wie Trensen, Haken, Ketten und einige Schwerter repariert, eventuell könne ich ja dem Schmied helfen, da viele Teile nach der langen Reise erneuert werden müßten. Ich sagte ihm erfreut zu, da ich jetzt die Möglichkeit sah weiterzukommen, vor allem in die Stadt.

Die Stadt war riesig.

Erst jetzt, wo es hell war, konnte man die wahre Größe erkennen, die Stadtmauern etwa fünfzehn Schritt hoch, die Wehrtürme, mit Katapulten ausgerüstet, etwa zwanzig Schritt hoch. Wir gingen auf das Stadttor zu, das etwa zehn Schritt in der Höhe und fünfzehn Schritt in der Breite maß. Die Stadtwachen musterten mich aufmerksam, ließen mich aber durch, da diese den Karawanenführer kannten. Immer mehr Menschen strömten von allen Seiten auf das Tor zu, Bauern, Händler und andere Karawanen begehrten Einlaß in die Stadt, die wie es schien, ein regionales Handelszentrum war.

Aus Lehmziegel kunstvoll gebaute Häuser, manche bis zu vier Stockwerke hoch, mit kunstvoll gestalteten Fresken, Arabesken und Bögen, fast alle mit Efeu und Weinranken begrünt, bestaunte ich als wir auf einen der großen Plätze kamen, wo ein reges Treiben herrschte. Große Stände wurden aufgebaut und es wurden Waren feilgeboten.

Der Karawanenführer, Hamad al Ghuir ibn Saud, wie er sich mir in der Stadt mit Namen vorstellte, sagte zu mir, daß er jetzt zu seinen Häusern gehen würde, um die Karawane abzumustern, und die Waren zu sichten, ich könne seinen Sohn begleiten, er würde mir die Schmiede zeigen und abends wäre er erfreut, wenn ich in seinem Hause sein Gast wäre.

Mit einer tiefen Verbeugung dankte ich ihm für seine Hilfe und Gastfreundschaft und ging mit seinem Sohn, der Halef ben Hamad ibn Saud al Ghuir hieß (ich staunte damals schon nicht schlecht über diese langen Namen), in die Richtung, wo ich die Schmiede vermutete.

Auf dem Weg dorthin sah mich Halef immer so neugierig von der Seite an, und er fragte, was einen Zwerg so fern der Heimat hierhin verschlug. Ich erzählte ihm, wie seinem Vater vorher auch, meine Geschichte. Er lud mich in eines der hiesigen traditionellen Kaffeehäuser ein, wo wir in Ruhe im Schatten ein Tässchen Mokka und einer Shisha, einer Wasserpfeife, in der aromatische Tabake geraucht wurden, genossen. Bequem in großen Kissen sitzend, Shisha rauchend, erzählte ich Halef meine Geschichte. Interessiert hörte er mir zu, und als ich von meinem Wunsch sprach, Krieger im Dienste des Padischas zu werden, grübelte er und sah in einem in kunstvollem Leder eingeschlagenen Buch nach, was wie ein Terminkalender aussah. Er meinte, das in etwa zwei Wochen eine Karawane nach Xeria, der Hauptstadt, aufbrechen würde. Ich könne mich ja der Karawane anschließen, Vorraussetzung wäre allerdings, daß ich die Arbeiten, die mir sein Vater aufgetragen hatte, zu seiner Zufriedenheit erfüllen müßte. Ich sagte ihm, daß ein Zwerg ein gegebenes Wort niemals brechen würde, und er mich dem Schmied vorstellen möge. Wir gingen dann zur Schmiede, und mich überkam wieder die freudige Erwartung, glühenden Stahl mit Hammer und Amboß zu formen.

Die Schmiede

Die Schmiede war von gedrungener Bauart, eher auf die Größe eines Zwerges ausgerichtet, und in der Tat, ich sah, daß die Baumaterialien aus sauber zugehauenen Basaltblöcken bestand, der ganze Bau war kreisrund, verjüngte sich nach oben hin zu einer Kuppel, das Dach war aus Schieferschindeln, exakt gelegt. Der Rand des Daches bestand aus einem, den ganzen Bau umlaufenden Ring, in den zwergische Runen eingemeißelt waren, die Strophen aus einer zwergischen Sage des Gottes der Schmiede besangen. Mitten aus dem kugelig geformten Dach ragte ein großer mächtiger, ebenfalls aus Basalt gemauerter Schornstein, dessen oberer Rand aus eingemeißelten Runen bestand. Eine leicht schwarze Rauchfahne kam aus dem Schornstein, die Schmiede war im Betrieb. Auf der dem Marktplatz zugewandten Seite gingen mehrere Stufen nach oben zu einem durch zwei mächtige Säulen flankiertem Eingangsportal, das Vordach eingerahmt durch ebenfalls eingemeißelte Runen, die Veranda durch gemauerte Handläufe verziert, zwei gemauerte Bänke rechts und links. Die mächtigen, aus Eiche bestehenden Doppeltüren waren offen. Ich sah ein rötliches Glühen aus dem Raum leuchten, als ich die rechts und links um den Schornstein führende Treppe nach unten sah.

Ich klopfte an einem der an den Türen befestigten Hämmer, und hörte schnelle Schritte. Eine mächtige Stimme, mit einem tiefen Bass, rief „Moment, Moment, komme ja schon, alter Mann kein D-Zug!“. Schnaufend stand mir ein Zwerg gegenüber, langer in Zöpfen gelegter grauer Bart, mächtiges Haupthaar, ebenfalls in dicke Zöpfe gelegt, die nackten muskulösen Arme mit Tätowierungen verziert, vernarbt durch Verbrennungen, was bei den Arbeiten mit glühenden Metall normal ist. Seine tiefliegenden Augen, durch buschige Augenbrauen verdeckt, hellten sich auf, er brüllte mir mit lautem Lachen zu „Meiner Treu, ein Zwerg, Mahal sei Dank, endlich sehe ich mal wieder einen Zwerg. Komm 'rein Brüderchen. Du mußt mir erzählen, komm 'rein.“

Wir umarmten uns, und packten uns an den Unterarmen, wie es der alte Brauch ist. Ich schaute dankbar zu Halef hinüber, der sich grinsend, ob meiner Überraschung freuend, sich mit einer Verbeugung verabschiedete. Wir gingen die Treppe hinunter, und kamen in einen großen kreisrunden Raum, der Schmiede und gleichzeitig Wohnraum war. An der Wand standen mächtige Eichenstühle und ein noch mächtigerer Tisch, auf dem ein riesiger Krug stand, davor zwei große Tonbecher.

Bolgar Stahlfaust, der Schmied, drückte mich in einen der Stühle und sagte „Setz Dich, Sohn, trink erstmal ein gutes Bier, ich gehe derweil Speck, Käse und unser gutes Roggenbrot holen. Ich bin so neugierig, Du mußt mir erzählen, ja? Was macht ein Zwerg, außer mir, hier am Ende der Welt? Aus welcher Binge kommst du? Du kommst mir so bekannt vor, Du mußt mir unbedingt erzählen!“

Als er alles geholt hatte, saßen wir bei einem kühlen wundervoll schmeckenden Malzbier zusammen und ich erzählte ihm meine Geschichte. Er hörte mir aufgeregt zu, und als ich auf unsere Niederlage zu sprechen kam, verdunkelte sich sein Gesicht und er sagte „Schande, Schande über einen König, der Zwerge im Stich und Sklavenarbeiten machen läßt. Aber auf die Schnelle werden wir nichts ändern können, aber unsere Brüder müssen frei kommen. Hmmm, ich denke ich habe noch einige Verbindungen, die uns nützlich sein könnten in dieser Sache. Ich habe selbst einige Verwandte unter den Arbeitern, daher ist es eine persönliche Herzensangelegenheit für mich. Wie ist Dein Name nochmal? Thorgrimm Isenbart? Isenbart … hmm … Isenbart, ah jetzt geht mir ein Kronleuchter auf, Du bist Thungrimm`s jüngster Sohnemann, ahaha … alles klar. Ich kenne Deinen Vater, er ist einer der besten Schmiedemeister die es in unserem Volk gibt. Ich habe die Möglichkeit ihm eine Nachricht zukommen zu lassen, aber vorher mußt Du mir beweisen, das Du Thungrimm`s Sohn bist!“

Er deutete hinüber zur Esse, und sagte „Dort ist alles was du brauchst. Nun sage mir, wieviel Schläge brauchst Du einen Nagel zu schmieden?“ Ich sagte ihm „Fünf Schläge.“ Er sagte „Beweise es, dann glaube ich das Du Thorgrimm, Thungrimm`s Sohn bist, wenn nicht, stirbst Du einen schnellen Tod!“

Ich ging zur Esse, die in etwa sechs Schritt im Durchmesser maß, die Kohle glühte hell, als ich den Blasebalg betätigte, der größer war als ein Oger. Um die Esse herum standen sechs große Ambosse, und vier kleinere, an fünf Regalen hingen nach Größe und Aufgabenbereich sortierte Zangen, in den Ablagen steckten Gesenke für die unterschiedlichsten Einsatzzwecke. Neben den Ambossen standen auf Gestellen unterschiedliche Tröge, gefüllt mit Wasser, Öl oder anderen Flüssigkeiten, einige stanken fürchterlich nach Urin, diese Tröge waren zum Härten des Stahls bestimmt.

Bolgar achtete auf jede meiner Bewegungen mit Argusaugen, es war mir unverständlich warum er so plötzlich die Stimmung gewechselt hatte, aber ich dachte mir, er wird wohl seinen Grund haben. Mit geübten Griff schnappte ich mir eine kleine Schnabelzange, holte aus der Glut einen kleinen Rohling heraus, nahm mit der rechten Hand einen mittelgroßen Schmiedehammer und schlug mit kräftigen präzisen Schlägen einen Nagel aus dem Rohling, und schmiß diesen in einen Trog mit warmem Öl. Es zischte leise, eine dichte kleine stinkende Rauchfahne zog aus dem Trog. Ich fischte den Nagel aus dem Trog, wischte ihn kurz an einem Putzlumpen ab und gab ihn Bolgar. Bolgar streckte die Hand aus, zuckte kurz, da sah ich das der Nagel in der schwieligen Haut steckte. Der Schmied schaute verdutzt und brüllte plötzlich los vor Lachen, Tränen liefen ihm die Backen hinunter, als er den Nagel aus der Haut zog „Wahrlich, Du bist es in der Tat, Thorgrimm aus dem Clan der Isenbarts, Sohn von Thungrimm, Sohn von Brangrimm, Sohn von Belegeran, Sohn von Ungrimm, Sohn von Turgurim dem Orcschlächter, Sieger in der Schlacht der fünf Türme, Schmiede seit Anbeginn der Zeit, die Isenbart's unter den Schmieden. Nur ein Isenbart ist in der Lage, einen Nagel so spitz zu schmieden, daß er in der Haut stecken bleibt. Jetzt bin ich sicher, keinen verfluchten Spitzel vor mir zu haben.“

Ich schaute Bolgar verdutzt an und fragte „Wieso dachtest Du daß ich ein Spitzel sei?“ Der Schmied schaute sich um und raunte mir zu „Weil Du gesucht wirst, mein Junge. Dein Verschwinden auf der Tunnelbaustelle ist nicht unentdeckt geblieben. Hier waren einige recht unfreundliche Gesellen, die nach einem Zwerg gefragt hatten, der angeblich eine Wache getötet haben soll, und nun dringend gesucht wird.“

„Was?“ schrie ich „Ich habe niemanden umgebracht, ich habe es so geschafft zu entfliehen. Ich töte niemals ohne irgendeinen Grund. Ich bin an den Wachen vorbeigeschlichen.“ „Ich glaube Dir, denn Du bist ein Zwerg, und kein ehrloser Schurke. Pass mal auf, ich werde Dir helfen. Was hat Hamad Dir aufgetragen? Wir machen die Arbeiten zusammen, um so schneller kannst Du los, deine Angelegenheiten zu klären, und unseren Brüdern zu helfen.“

In den nächsten beiden Tagen hatten wir alles erledigt und Hamad kam mit seinem Sohn Halef in die Schmiede, um sich über den Stand der Arbeiten zu erkundigen. Als er die fertigen neuen und reparierten, fast schon neuwertig anzuschauenden Gegenstände sauber aufgereiht auf dem großen Tisch sah, freute er sich und sagte „Thorgrimm, bei Bek, Du hast dein Wort gehalten und ich halte auch meins. In einer Woche begleitest Du meinen Sohn mit der Karawane in die Hauptstadt. Es würde mich beruhigen, wenn Du Dich bereiterklären würdest meine Karawane zu beschützen. Ich sorge für eine gute Rüstung, und ich bitte Dich, Bolgar Stahlfaust, schmiede unserem Freund eine gute Waffe.“ Er verbeugte sich und drückte mir einen Lederbeutel mit Goldstücken in die Hand. Ich wollte ablehnen, aber er sagte „Bitte, nimm dies. Es ist eine Anzahlung für Deine Dienste, es würde mich beleidigen, wenn Du es ablehnen würdest.“ Ich verbeugte mich vor Hamad und dankte ihm und nahm das Gold.

Es waren fünfzig große Goldtaler, ein fürstlicher Lohn, als Hamad und sein Sohn gingen, sagte ich zu Bolgar „Bitte nimm das Gold, wenn Du mir nicht geholfen hättest, würde ich jetzt bis über beide Ohren in Problemen stecken. Ich glaube nicht, das ich das ohne Dich geschafft hätte.“ Der Schmied brüllte mich zornig an „Zwerg, willst Du mich, Bolgar Stahlfaust, Sohn von Bergram, Sohn von Wargral, Sohn von Chudgar, Sohn von Grimmli, Sohn von Utar, Vater aller Stahlfäuste, Held in der Schlacht von Thain Borgrimm Felsenbrech's Feste, etwa beleidigen? Das ist Dein Gold, Kerl! Ich habe Dir geholfen, weil wir Brüder sind, Zwerg. Und jetzt will ich keinen Stuß mehr hören, verstanden?“ Ich dankte ihm, wir setzten uns, leerten noch drei große Krüge starkes Malzbier und sangen brüllend laut die Ode von Groblur Zornhammer's Sieg über den Dämonenlord des Feuers, Ragnaròk.

Am Ende der Woche gab mir Bolgar einen Stielhammer, vier zwergische Schritt lang (etwa 2 Meter) mit einer Spitze, am hinteren Ende des Hammers einen langen gebogenen Stachel, der Hammerkopf nach vorne breit und quadratisch ausgeformt mit Dutzenden spitzen Stacheln versehen. Der Stab aus drei ineinandergeflochtenen Stahlstäben, mit in regelmäßigen Abständen verschweißten Ringen, die mit zwergischen Schutzrunen verziert waren. Der Hammer selber hatte wunderschön gearbeitete Intarsien, aus Mithril, Adamant und Ehlenium. Die sauber schwingende, hervorragend ausgewogene Waffe, ließ ich prüfend durch die Luft wirbeln. Bolgar sah mein zufriedenes Gesicht, lachte laut und brüllte „Damit, Bruder Zwerg, schlägst Du Orks und Oger zu Brei. Gib „Snagar“ Blut von Orks zu trinken, er gibt Dir Stärke und läßt Dich nicht im Stich. Für eine gründliche Rasur empfehle ich Dir mein Schlachtbeil „Dragar“, es gibt Dir Ausdauer und läßt Dich ebenfalls nicht im Stich. Mach mir Ehre, mach Dir Ehre, mach unserem Volk Ehre, kämpfe hart, gib kein Pardon, siege wohl, feier laut und ehre unsere Götter, bei Mahal!“

Am letzten Tag in der Schmiede, ich hatte alle meine Habe zusammengeschnürt, kamen Hamad und sein Sohn, und brachten mir eine wunderschön gearbeitete Kettenrüstung. Hamad sagte „Thorgrimm, ich möchte, das Du diese Rüstung trägst. Sie war für meinen jüngsten Sohn gedacht, doch er verstarb viel zu früh an Sumpffieber. Bolgar hat sie auf Deine Maße geändert, sie müßte Dir passen. Ich wäre froh und stolz, wenn Du sie tragen würdest.“ Ich dankte Hamad für diese großzügige Gabe, die Rüstung paßte auf Anhieb, sie trug sich wunderbar leicht, worauf ich Bolgar fragte, aus welchem Material sie sei. Er schmunzelte und sagte „Sagen wir mal so, sie ist aus einem ganz besonderen Stahl geschmiedet, aber sehr haltbar, rostet nie, und einer der besten Thaumaturgen hat sie sich ein bißchen vorgenommen, sie wird sicherlich Dein Leben schützen.“

Ich verabschiedete mich schweren Herzens von Bolgar, der sich verstohlen eine Träne wegwischte und sagte „Brüderchen, Du bist mir wie ein Sohn. Pass auf Dich auf! Und achte auf Deine Verfolger, sie sind mittlerweile überall. Hamad und Halef wissen Bescheid. Ich habe ihnen alles erzählt, die beiden glauben auch an Deine Unschuld. Wenn Du Menschen vertrauen kannst, den beiden hier kannst Du vertrauen. Sie sind mir wie Brüder, verstehst Du? Und komm mal vorbei, wenn alles gut gelaufen ist. Dann trinken wir zusammen ein Bier und Du mußt mir alles erzählen. Und jetzt geh, Zwerg, ich werd sonst noch gefühlsduselig.“ Ich ging mit Halef die Treppe hoch, sah den Schmied mit Hamad am Tisch sitzen.

Xetin

Die Karawane draußen auf dem Marktplatz wartete schon, als wir an die kühle Morgensonne kamen. Ich holte tief Luft, Halef sah zu mir herüber „Es wird schon alles gut gehen, mein Freund, Bek ist mit uns.“, und er deutete auf einen Falken, der am Himmel kreiste und plötzlich in der Morgensonne verschwand. Ich fühlte auch, das war ein gutes Zeichen, denn die Yaromesen verehren den Falken als Inkarnation ihres Gottes Bek. Die Karawane formierte sich, begleitende Söldner an den Flanken des Trecks, Halef und ich gingen vorneweg. Ohne uns aufzuhalten passierten wir die Stadtwachen am Tor der Stadt Xetin, den Namen der Stadt erfuhr ich erst später, als ich in der Schmiede arbeitete. Zügig durchquerten wir, ohne Probleme die Wüste und marschierten die Nacht durch, bis wir auf eine Oase stießen, wo es auch eine Karawanserei gab.

Die Kamele wurden zusammengetrieben, das Nachtlager errichtet und Wachen eingeteilt. Die Waren wurden in das Nachtlager deponiert, zur besseren Bewachung. In der Karawanserei gab es einen großen Schankraum, wo man sich bei einer Tasse Mokka aufwärmen konnte, denn nachts wurde es in der Wüste empfindlich kühl. Bis auf einige Menschen, etwa zehn, den Wirt und Schankmagd mitgerechnet, war der Raum leer. An der hinteren Wand war ein großer Kamin, wo ein kleines Feuer ein wenig Wärme spendete. Ich sah hinüber zu einer größeren Gruppe, es waren drei schwer bewaffnete und zwei in Ketten gelegte Männer, die bewaffneten saßen auf einer Bank und tranken ihren Mokka, die Gefangenen saßen auf dem Boden. Einer der Gefangenen jammerte die ganze Zeit über, ich verstand nicht alles, was er sagte, aber teilweise konnte ich einige nordländische Brocken verstehen, daß er ein Händler sei, es wäre alles ein Mißverständnis, er könne sich das auch nicht erklären, für seine Freilassung würde er Gold geben, wenn nur jemand die Ketten lockern würde, seine Hände schmerzen, und und und….

Der größte der Bewaffneten, scheinbar der Anführer schnauzte den Gefangenen an, er solle endlich Ruhe geben, ansonsten würde er ihn in ganz kleine Stücke schneiden und den Geiern zum Fraß vorwerfen.

Ich sah mir den Großen genauer an, er hatte einen schwarzen Turban um den Kopf gewickelt, trug einen schwarzen Kaftan, schwarze Pluderhosen, die Lederstiefel ebenfalls schwarz. Der ganze Kerl scheint schwarz zu sein, dachte ich mir. Sein Gesicht war streng, schwarze Augen unter buschigen schwarzen Augenbrauen, dichter Schnauzbart, spitzer Kinnbart. Waffengurte überkreuzten sich auf seiner Brust, dort steckten in mehreren Futteralen Dolche, etwa zwölf an der Zahl. Rechts und links seitlich trug er Krummsäbel.

Halef ging derweil zu dem Wirt hinüber und bestellte einige Kannen Kaffee.

Der Schwarze kam zu mir und schnauzte mich an „Willst Du ein Bild von mir, was soll dieses Geglotze? Du kannst meine Säbel kosten, wenn Du nicht damit aufhörst. Ich rede mit Dir, hörst Du mir überhaupt zu?“ Er kam mir etwas zu nahe und daher sorgte ich mit meinem Stielhammer für etwas mehr Distanz und richtete die Spitze auf seine Brust. „Vorsicht!“ sagte ich und hielt den Stielhammer auf Druck „Leg Dich niemals mit einem Zwerg an den Du nicht kennst. Wie Du den Gefangenen da behandelst, gefällt mir nicht. Was soll das?“ Halef sah die Konfrontation und wurde bleich. Er lief auf uns zu und sagte beschwörend zu mir „Thorgimm, nein, bitte nicht. Dieser Herr ist Muhammad Abu Djihad, er ist Amir am Hofe des Padischas, möge Bek ihn immer erleuchten. Du darfst ihm nichts tun, bitte bei Bek, nicht … !“

„Das wußte ich nicht. Aber trotzdem, wie er den Gefangenen da behandelt, gefällt mir ganz und gar nicht. Amir hin, Amir her.“ Der Amir meinte daraufhin „Das sind Sklaven. Der da unten ist besonders frech, der geht mir schon die ganze Zeit auf die Nerven mit seinem Gegreine. Du kannst es ja mal versuchen, vielleicht hört er ja bei Dir mit dem Geflenne auf.“ Zu Halef gewandt sagte er „Ich bin auf dem Weg nach Xeria. Du bist Karawanenführer? Wir gehen morgen früh mit Euch, wenn der Zwerg hier nichts dagegen hat. Ich muß zum Hof des Padischas. Hab da noch was zu erledigen.“

„Das trifft sich gut.“ meinte ich „Zum Padischa wollte ich auch hin, dann können wir ja zusammen euren Chef besuchen. Ich hab vor, mich bei ihm als Krieger zu bewerben, vielleicht hat er ja noch eine Stelle frei.“

Mit der folgenden Reaktion hatte ich nicht gerechnet, denn plötzlich lachten der Schwarze und auch seine Begleiter schallend los, ich wurde wütend „Was lacht Ihr. Traut Ihr mir das nicht zu, als Krieger am Hofe. Ich habe mehr Gegner ins Jenseits befördert als Ihr Jahre alt seid.“ schrie ich.

Das stimmte zwar nicht, aber man mußte ja nicht alles wissen, und sich ein bißchen größer machen ist ja kein Verbrechen.

Der Amir wischte sich die Tränen von den Backen und sagte „Na, das wollen wir doch mal sehen! Meinetwegen komm mit, ich besorge Dir eine Audienz, oh Held. Aber eines sage ich Dir, Du mußt erst mal an Schah Rashid al Shaban Ibn Mirlam Khan vorbei. Wenn Du schaffst, an einem Stück zu bleiben, läßt er Dich zum Padischa, eventuell, wenn er gute Laune hat. Am Hof, äh, ich meine unter dem Hof, gibt's auch schöne kühle Räume, die heißen in unserer Sprache Kerker.“ Da beugte er sich zu mir herunter und seine Miene wurde plötzlich eisig und er zischte mir zu „Da kannst Du sehr schnell landen, wenn Du am Hofe des Padischas genau so unverschämt bist, wie gerade eben zu mir, also hüte Deine Zunge, kleiner Mann, sonst wird sie Dir spätestens dort herausgerissen.“

Mit diesem Mann war nicht zu spaßen, dachte ich mir, als der Gefangene sich zu Wort meldete. „Ich habe Durst, verdammt nochmal, und die Ketten scheuern, sie tun mir weh. Ich bin Händler, und so eine Behandlung nicht gewohnt. Ich werde mich beim Padischa, möge Bek ihn immer beschützen, über Euch beschweren.Ich habe einen wichtigen Auftrag zu erledigen.“ „Wer seid Ihr?“, fragte ich den Gefangenen, „Ich habe eben einige nordische Worte aufgeschnappt, kommt Ihr aus den Nordlanden, wohl gar aus Northeim? Darf ich mich vorstellen? Mein Name ist Thorgrimm Isenbart, ich komme aus Khatz-Durum, das liegt in den Vereinigten Königreichen, ebenfalls im Norden. Ich bin Schmied auf Wanderschaft.“ Der Gefangene sah zu mir hoch, er sah nicht gut aus, hatte eingefallene Wangen, ich gab ihm erstmal Wasser zu trinken, dann dem anderen Gefangenen auch. Die Begleiter des Amir protestierten, aber der Schwarze ließ mich gewähren. Beide tranken gierig das Wasser, so daß ich sagte „Langsam, nicht so hastig, sonst übergebt Ihr Euch. Es nimmt Euch keiner etwas weg.“

Der gefangene Händler sah mich dankbar an und sagte „Ich danke Euch. Ich bin Bernwarth von der Hüp, und schon eine ganze Weile in Yaromo, hatte bis dato noch nie Probleme, bis ich auf diesen Grobian und seine Bande gestoßen bin. Die scheinen wohl Hobbysklavenhändler zu sein. Ich ging meinen Geschäften nach, als diese da mich einfach so in Ketten legten, den Unglücklichen dort, hat es vor mir getroffen. Ich weiß nicht wie lange wir schon unterwegs sind, aber meinem Hunger nach, schon Ewigkeiten. Ich war auf dem Weg in die Hauptstadt, nach Xeria, habe dort einen Laden, die Waren, die ich dabei hatte, alles mußte ich zurücklassen, ich bin ruiniert. Wer entschädigt mich jetzt? Ich will zum Padischa, möge die Sonne ewiglich auf seinem Antlitz scheinen, und zwar sofort! Herr Zwerg, Ihr müßt mir helfen, bitte.“

„Da wir, so wie es aussieht, eh alle zum Padischa wollen, denk ich mal, wäre es sinnvoll, den Leuten hier die Ketten abzunehmen, fliehen können sie nicht, wohin auch. Halef, mein Freund, ich mache das zur Bedingung, wenn dieser Amir und seine Begleiter mitwollen, dann nur wenn die beiden hier die Ketten abgenommen bekommen und erstmal was essen und trinken. Ansonsten stelle ich mich quer und Du weißt was das heißt!“

Halef rollte verzweifelt mit den Augen „Oh Bek, warum tust Du mir das an? Warum strafst Du einen treuen Diener?“, er schaute flehend zum Amir hinüber „Bitte, Herr, ich bitte Euch. Dieser Zwerg ist stur, schlimmer als ein Esel. Ich muß meine Karawane, meine Waren so schnell wie möglich nach Xeria bringen, es sind verderbliche Güter dabei, das wäre eine Katastrophe, mein Ruin. Bitte nehmt den Gefangenen die Ketten, sonst kommen wir hier nie weg.“

Halef`s Vorstellung war bühnenreif, ich mußte mir auf die Lippen beißen, um nicht loszulachen.

Ich sagte barsch „Was ist jetzt? Kommt mal eine Entscheidung, oder was?“ Amir Muhammad Abu Djihad drehte sich zu seinen Begleitern um und sagte „Na macht sie halt los die beiden da, sonst kommen wir hier nie weg. Ich habe keine Lust mich hier zu streiten, das kann man auch bei Hofe nachholen.“ Damit schaute er mich insbesondere an, da der letzte Satz für mich bestimmt war. Wir nahmen noch eine Kleinigkeit zu uns, als Bernwarth auf mich zu kam „Ich danke Euch für Eure Hilfe, wer weiß an wen ich verkauft worden wäre, vielleicht hätte er mich behalten, daran möchte ich nicht denken …“ Ich reichte ihm meine Hand und sagte „Denkt nicht darüber nach. Ich kann mich in Eure Situation versetzen, denn ich war selbst lange Zeit in Gefangenschaft.“ Er sah mich fragend an, ich schaute mich um, sah daß die Sklavenhändler sich in einer Ecke des Raumes ein Nachtlager hergerichtet hatten und tief und fest schliefen.

Ich ging mit Bernwarth nach draußen, zu unserem Lager an das Lagerfeuer, das die begleitenden Söldner angefacht hatten und erzählte ihm meine Geschichte. Er war sehr nachdenklich und meinte „Jetzt verstehe ich Euch. Aber es wird sehr schwer werden Eure Kameraden aus dieser Knechtschaft herauszuholen. Aber daß Ihr gesucht werdet, sagt mir daß irgendetwas an der ganzen Sache nicht stimmt. Hier wird etwas verheimlicht. Ich denke mir, als Kaufmann kann ich Kosten und Nutzen gegenüberstellen. Der Bau des Stollens verschlingt Unsummen, die, wie es aussieht, aus der Staatskasse kommen, also die der Padischa persönlich berappen muß, und ein Ergebnis ist nicht in Sicht, außer ein riesiges Loch, wo schubkarrenweise das Gold hineingekippt wird. Ich denke, das sollte der Herrscher dieses Landes erfahren, er muß es erfahren, denn es sieht so aus, daß sich die Beamten und Ingenieure bereichern auf Kosten des Volkes. Und wenn es stimmt, und es wird stimmen, wenn Ihr das sagt, denn ich habe Zwerge kennengelernt, die hervorragende Bergleute sind, wird der Bau niemals enden, und eine Insolvenz des gesamten Landes ist dann absehbar.“

Halef kam zu uns und setzte sich ans Feuer „Thorgrimm, mach sowas bitte nie wieder, ich hab gedacht, mein letztes Stündlein würde schlagen. Weißt Du überhaupt, wer dieser Mann ist? Er ist Anführer der Assassinengarde des Padischa. Ich weiß es, weil einer meiner Cousins selber Mitglied dieser Elitetruppe ist, die sich ohne auf das eigene Wohl zu achten, für den Padischa opfern würden. Das sind die besten und furchtlosesten Kämpfer unseres Reiches. Eingeschworen alleine auf den Padischa. Und Du legst Dich mit dem Befehlshaber dieser Garde und seinen Leibwächtern an. Ich fasse es nicht, Du hast mehr Glück als Verstand.“ Murmelnd und kopfschüttelnd schlief er ein. Ich sagte zu Bernwarth, als ich mich ebenfalls hinlegte „Laßt uns erstmal schlafen, morgen sieht alles ganz anders aus, eine erfrischende Morgenwäsche und ein gutes Frühstück, bis dahin … Schlaft gut.“

Der Überfall

Mitten in der Nacht wurde ich von einem der Söldner geweckt und übernahm die Wache. Ich setzte mich etwas abseits vom Lager, um es genau überblicken zu können. Plötzlich spürte ich einen spitzen Gegenstand unterhalb meines rechten Ohres und eine Stimme, leise wie ein Lufthauch flüsterte „Ein Laut, und Du bist tot, eine falsche Bewegung, und Du bist tot. Lege ganz vorsichtig Deine Waffen auf den Boden, diese Klinge, die ich an Dein Ohr halte ist vergiftet, ein Ritzer an Deine Haut, und Du bist tot, los jetzt, wir machen jetzt eine kleine Reise…“

Ich hörte ein leises Stöhnen und ein Poltern, dann trat mich etwas gegen die Wade.

Dann flüsterte eine andere Stimme, die ich vor kurzem erst kennengelernt hatte „Ruhig bleiben, Du kannst Dich jetzt umdrehen, Zwerg. Den Kleinen hier hab ich schlafen gelegt. Aus diesem Schlaf gibt es aber leider kein Erwachen. Ich denke, das wir uns mal unterhalten sollten, meinst Du nicht auch?“ Ich drehte mich um und sah das nachdenkliche Gesicht des Schwarzen vor mir.

Auf einmal, die Bewegung war so schnell, das ich kaum folgen konnte, hatte der Amir einen Dolch in Richtung eines Busches geworfen, es war nur eine leises Pfeifen zu hören, aus dem Gebüsch kam ein leises Stöhnen, danach war Ruhe. „So, das war der letzte, jetzt werden wir Ruhe haben. Wir gehen jetzt mal zur Karawanserei hinüber, dann unterhalten wir uns mal in aller Ruhe. Ich glaube, wir sind beide an einer gewissen Sache interessiert, denkst Du nicht auch? Moment noch, da ist noch eine Kleinigkeit, schau mal kurz vor Deine Füße, und dann zum Gebüsch.“

Ich sah hinunter und erschrak fürchterlich, es war der andere Gefangene, dann ging ich zum Gebüsch. Einer der Assassinen hatte den leblosen Körper des Attentäters herausgezogen, er war vollkommen verkrampft, der Dolch steckte bis zum Heft im Kehlkopf des Mannes. Es mußte sich um ein äußerst schnellwirkendes lähmendes Gift gehandelt haben, das dem Dolch anhaftete, denn der Attentäter hielt noch ein Blasrohr an die Lippen. Ich erschrak erneut, es war einer der Ingenieure von der Baustelle. Langsam drehte ich mich um, geschockt vom Anblick der beiden Attentäter, sah zum Amir herüber, der ein spöttisches Grinsen im Gesicht hatte.

„Ihr Zwerge seid zu vertrauensselig und viel zu voreilig. Denken, erst dann handeln. Es hatte alles seinen Grund. Ein gesundes Mißtrauen solltest Du Dir zulegen. Aber jetzt genug gemaßregelt, wir werden uns jetzt mal ausführlich unterhalten, und keine Sorge, vor mir und meinen Begleitern hast Du nichts zu befürchten. Ganz im Gegenteil. übrigens, Deinen Wachdienst wird Hassan weitermachen. “Dann sah er zu einem der Assassinen herüber, der Muhammad kurz zunickte und im Dunkeln verschwand.

Im Schankraum der Karawanserei setzten wir uns an einen freien Tisch, der Wirt brachte uns Kaffee. „Warum habt Ihr eigentlich den Händler gefangengehalten?“ fragte ich Muhammad. Er sagte „Leider hatte er die Festnahme des anderen beobachtet, und vom Verhör zuviel mitbekommen, daher, auch um die Geheimhaltung zu sichern, mußten wir ihn mitnehmen. Er war zur falschen Zeit am falschen Ort. Um das ganze zu tarnen, gaben wir uns als Sklavenhändler aus. Im Palast des Padischas gibt es eine streng geheime Organisation, die schon einige Zeit lang in der Korruptionssache ermittelt. Wir vermuten einige undichte Stellen im Palast, und können daher nicht sicher sein, ob die Gegenseite nicht schon einiges in Erfahrung gebracht hat. Als wir erfuhren, das einer der Bauarbeiter fliehen konnte, sah ich eine Chance, noch mehr Licht ins Dunkle bringen zu können. Das Dumme war nur, das diese Information wochen alt war, daher konnte ich nur warten, und diese Oase hier ist, Bek sei Dank, die einzige Möglichkeit für Karawanen halt zu machen auf dem Weg nach Xeria.

Der andere Attentäter, der im Gebüsch, war mal einer aus meiner Garde, ich hatte ihn lange Zeit aus den Augen verloren, da er desertierte. Aber man kann sich nicht ewig verstecken, irgendwann macht jeder mal einen, wenn auch kleinen Fehler. Und da hatte ich auch die verlorene Spur wieder, die genau hierhin führte. Die beiden hatten den Plan, Dich genau hier auszuschalten. Dumm ist nur, daß ich keine Gelegenheit hatte, einen der beiden zu verhören. Den Händler lasse ich frei, er hat mit der ganzen Sache nichts zu tun. Ich brauchte ihn nur für die Vorstellung eben. Er lachte.

„Ja, ich glaube dann muß ich mich bei Dir entschuldigen, sowas kann ja keiner ahnen.“ meinte ich kleinlaut.

Muhammad winkte ab und sagte „Ich hätte auch so reagiert, aber nun zu Dir, erzähl mal, aber bitte, lasse nichts aus, selbst die unbedeutendste Kleinigkeit kann wichtig sein, und laß Dir Zeit.“ Ich trank den Kaffee, lehnte mich zurück und erzählte Muhammad die ganze Geschichte. Er hörte aufmerksam zu, und als ich endete, saß er nachdenklich da und überlegte eine ganze Weile.

„Deine Geschichte deckt sich mit einigen Ermitlungen, ich weiß leider immer noch nichts über die Hintermänner im Palast. Ich möchte Dich bitten, unserem Herrscher Deine Erlebnisse zu schildern, er ist an der Aufklärung dieser Angelegenheit sehr interessiert. Eines mußt Du Dir aber gefallen lassen, die Hohepriesterin des Bek ist bei Deiner Befragung durch den Padischa zugegen. Sie hat die Fähigkeit Wahrheit von Lüge unterscheiden zu können. Ich denke aber, daß Du nichts zu befürchten hast. Ach ja, und den Hort den Du vergraben hast, denke ich mal, kannst Du behalten. Wenn Du mit dem Padischa über Deine Erlebnisse sprichst, kannst Du ihn ja nach einer Anstellung fragen, als Krieger wirst Du allerdings noch speziell ausgebildet werden, denn Du warst zu lange ohne Übung. Ich kenne einen, der das dann übernimmt.“ sagte er und grinste zum Schluß. Ich verabschiedete mich von ihm und ging zum Feuer zurück, um wenigstens noch ein wenig zu schlafen.

Am nächsten Morgen nahmen wir unser Frühstück ein, mit Kaffee, Datteln, süßem Gebäck. Muhammad und seine beiden Begleiter setzten sich zu uns, Bernwarth wurde unruhig und wollte aufstehen, als Muhammad zu ihm hinüber schaute und sagte „Händler, es tut mir leid, aber es mußte sein, irgendwann wirst Du die Zusammenhänge verstehen. Deine Waren sind übrigens in Deinen Laden nach Xeria gebracht worden, überprüfe alles, wenn etwas fehlen sollte, oder irgendetwas beschädigt ist, bekommst Du eine Entschädigung.“ Der Händler schluckte und setzte sich wieder hin „Danke.“ preßte er heraus, aber ich sah, das er wütend war.

Nun war der Zeitpunkt zum Aufbruch gekommen.

Die Söldner bezogen wieder ihre Positionen neben den Kamelen. Halef und ich gingen vorneweg, aber diesmal in Begleitung des Händlers Bernwarth von der Hüp, der gegen Muhammad Abu Djihad einen Groll hegte, was ich auch verstand. Die drei Assassinen hielten sich innerhalb der Karawane auf, so waren sie nicht so schnell zu sehen. Bernwarth sah ab und an zurück, er traute den dreien nicht über den Weg. Verstohlen fragte er mich, was der Amir von mir wollte, Halef lauschte ebenfalls wissbegierig. Ich erzählte beiden von den Attentätern, die mich töten wollten, und daß Muhammad mir zu Hilfe kam, dann von der Wendung der Ereignisse, das im Palast schon ermittelt wird, und dem Gespräch. Bernwarth wurde nachdenklich, dann sagte er „Wie man sich irren kann, ich dachte, der Amir wäre nur ein grober Sklavenhändler, aber das er sowas wie einen Geheimdienst leitet, wußte ich nicht. Und Du gehst wirklich in den Palast. Ich würde gerne mit Dir kommen, wenn Du nichts dagegen hast. Ich werde den Padischa auch mal fragen, ob noch eine Anstellung bei Hofe möglich wäre. Vielleicht als Heerführer, ich kann nämlich auch kämpfen.“

Ich lachte und sagte „Tut mir leid, das ich lache, aber ich kann mir nicht vorstellen, das ein Händler ein Kämpfer ist oder werden will, aber ich freue mich wenn Du mich begleitest. Und Du Halef? Kommst Du auch mit, dann wären wir zu dritt.“ Halef winkte ab und sagte „Geht Ihr mal alleine. Ich bin meinem Vater verpflichtet. Irgendwann werde ich das Handelsgeschäft und die Karawanen übernehmen. Außerdem halte ich nicht viel von Abenteuern, das gestern abend hatte mir schon gereicht.“

Die restliche Reise verging ereignislos und wir kamen der Hauptstadt immer näher, die Vegetation wurde dichter, es gab mehr Oasen, denn wir näherten uns der Küste. überall sah man Felder, die bestellt wurden, Dattelpalmenhaine und kleine Ortschaften, die Nähe der Stadt war unverkennbar, dann sahen wir die Kuppeln, Türme und die große Stadtmauer.

Xeria

Die Kuppeln der Paläste waren alle vergoldet, ein Reichtum und eine Pracht ausstrahlend. Wir näherten uns dem Haupttor, das riesig war. Die Stadtmauer hatte schon eine Höhe von mindestens dreißig Schritt, die Türme fast das Doppelte. Das Tor wurde von zwei großen Türmen eingefaßt, zwei riesige Tore, bestimmt zwei Schritt dick, konnten mit mächtigen Eisenriegeln verschlossen werden, dahinter gab es zusätzlich noch ein eisernes Fallgitter, das bei Angriffen heruntergelassen werden konnte. Die Türme waren allesamt armiert mit mächtigen Katapulten. In die Stadt strömten hunderte Händler, Reisende und komplette Karawanen, die Torwachen hatten alle Hände voll zu tun. Ohne Probleme kamen wir in die Stadt, wo jetzt erst die Pracht der Häuser, Paläste und riesigen Plätze, wo hunderte von Handelsständen aufgebaut waren, zu bewundern waren. Halef verabschiedete sich von uns, wünschte uns Erfolg, und ging mit der Karawane weiter in die Stadt hinein.

Muhammad winkte uns zu sich und sagte „Wir gehen jetzt am besten sofort zum Palast, ich glaube der Padischa erwartet uns schon mit Ungeduld. Kommst Du mit, Bernwarth von der Hüp, oder willst Du immer noch die beleidigte Schönheit spielen. So schön bist Du nämlich gar nicht. Das ist jetzt Deine Gelegenheit mit dem Padischa zu sprechen. Kannst Dich ja bei ihm über mich beschweren. Wenn Ihr bereit seid, dann kommt.“

Wir gingen zum Palast, ein riesiges Gebäude mit einer breiten Treppe, die in eine Kuppel hineinführte, die bestimmt zweihundert Schritt hoch war. Am Eingang standen Palastwachen mit goldenen Harnischen, weißen Pluderhosen, schwarzen Lederstiefeln, spitz zulaufenden runden Helmen, mit Kettengeflecht im Nacken und Wangenschützern, oben mit Federbüschen versehen, ebenfalls aus Gold, mächtigen goldenen Rundschilden. Bewaffnet waren sie mit den landestypischen Krummsäbeln, hatten aber lange Kriegsgleven in der Hand.

Im Eingang stand ein großgewachsener, in edlen Gewändern gekleideter Mann, der ebenfalls einen goldenen Harnisch, und einen kunstvoll gearbeiteten Helm trug. Er hatte wie Muhammad, zwei Krummsäbel am Waffengurt. Muhammad flüsterte uns zu „Bleibt bitte hier stehen, und rührt Euch nicht vom Fleck. Dieser Herr hier ist Schah Rashid al Shaban Ibn Mirlam Khan. Wenn ich mich verbeuge, tut es mir gleich. Er ist der oberste Herold und Oberbefehlshaber der Truppen des Padischa, er wird auch der „Standhafte“ genannt. Es ist ein Ehrentitel, den nur er tragen darf. Und keinen Mucks, wenn ich bitten darf.“

Muhammad ging einige Stufen weiter hoch und verbeugte sich tief vor dem Schah. Wir taten es ihm gleich, und verbeugten uns ebenfalls. Dann redeten die beiden leise miteinander, der Schah sah erst zu mir herüber, dann zu Bernwarth. Er hatte ein energischen Gesichtsausdruck, ein Mann, gewohnt ist zu befehlen, und auch gewohnt ist, das die Befehle ohne zu kommentieren sofort ausgeführt werden. Er hatte ein kantiges Gesicht, trug einen Schnauzbart und einen spitzen Kinnbart, er hatte ungewöhnlich blaue Augen, die einen förmlich durchbohrten.

Er winkte uns zu sich, und sagte „Ihr wollt zum Herrscher? Dann kommt mit. Waffen bleiben hier. Ihr antwortet nur, wenn Ihr gefragt werdet. Keine Unterhaltung untereinander. Mitkommen!“

Wir gingen hohe Gänge entlang, überall feinster Marmor, seidene Vorhänge, goldverzierte Säulen, Prunk und Pracht vom allerfeinsten. Überall standen Wachen, gingen Höflinge schnellen Schrittes die Gänge entlang. Wir kamen dann in den Thronsaal, es haute einen wörtlich um, so eine Pracht war hier zu bestaunen.

Auf einem höheren Sims, stand ein Thron, der die Form eines Pfaues hatte. Die Federn aus Gold mit Edelsteinen verziert. Auf dem Thron saß ein junger Mann, großgewachsen, von schlanker Statur, der aber trotz seines jugendlichen Aussehens einen weisen Gesichtsausdruck hatte, der von herrscherlicher Größe zeugte. Dieser Mann war mit Sicherheit ein guter und gerechter Führer seines Volkes. Neben dem Thron stand eine Frau, ebenfalls großgewachsen, in edle Gewänder gehüllt. Sie hatte langes schwarzes Haar und ein kostbares Diadem auf einem Reif um die Schläfen, das leicht bläulich leuchtete. In der rechten Hand hatte sie einen langen Stab, der mit Rankenmustern versehen war, auf der Spitze des Stabes leuchtete weiß ein großer Kristall. Sie sah zu uns herüber, ihr Gesichtsausdruck hatte eine schon göttliche Ausstrahlung, sie war mit Sicherheit die Hohepriesterin des BEK, Saris Be Khan, Ihr Name war in ganz Yaromo bekannt, und wurde mit Ehrfurcht ausgesprochen.

Neben ihr standen noch einige Herrschaften, ebenfalls mit kostbaren Roben gekleidet, höchstwarscheinlich handelte es sich um Magier, denn sie hatten ebenfalls Stäbe mit leuchtenden Kristallen. Der Schah verbeugte sich vor dem Herrscher und flüsterte mit Ihm, der Padischa schaute zu uns herüber, dann zum Schah, sagte etwas zu Ihm, und winkte mit einer lässigen Handbewegung ab. Der Schah verbeugte sich wieder, ging die Stufen herunter und sagte zu mir „Herr Zwerg, geht jetzt langsam zum Thron und verbeugt Euch, Der Padischa Ahmand Al Sulayman, Beschützer der Gläubigen, Herrscher über die vereinigten Völker von Yaromo, ist in seiner Güte und Weisheit geneigt Euch unbedeutenden Diener eine Audienz zu gewähren. Sprecht wahr und in Demut. Geht jetzt!“

Ich ging langsam die Stufen hoch, und am Thron verbeugte ich mich so tief wie ich konnte. Jetzt erst sah ich, welch kostbare Gewänder der Herrscher Yaromos trug. Bei dem ganzen Gold, den Edelsteinen und den kostbaren Stoffen, wurde mir ganz schwindelig.

Der Padischa sagte „Herr Zwerg, ich freue mich Euch hier wohlbehalten und bei guter Gesundheit zu sehen. Mein treuer Amir Muhammad Abu Djihad hatte mir eine Nachricht zukommen lassen, daß er Euch in der Karawanserei vor den Verbrechern hat schützen können, und nun bitte ich Euch, erzählt mir alles ganz genau, jede Kleinigkeit ist wichtig. Ich möchte mir selbst ein Bild machen von den Vorgängen auf der Baustelle, und warum die Ergebnisse so unbefriedigend sind. Vielleicht wirft es ein Licht auf Hintermänner. Die hochverehrte Hohepriesterin Saris Be Khan, wird überprüfen, ob Ihr die Wahrheit gesagt habt. Dann habt Ihr nichts zu befürchten, im Gegenteil. Doch nun sprecht.“

Ich sah zu der Hohepriesterin hinüber und verbeugte mich vor Ihr. Er winkte mir aufmunternd zu, und ich erzählte dem Padischa meine gesamte Geschichte. Die Hohepriesterin hatte während ich die Geschichte erzählte die ganze Zeit über die Augen geschlossen, als sie beendete, öffnete sie die Augen und nickte dem Padischa zu, der sie fragend ansah.

Sie sagte „Thorgrimm Isenbart sagt die Wahrheit, es ist keine Lüge in seiner Geschichte.“ Der Padischa nickte mir zu und sagte „Ich hatte es vermutet, daß sich einige bereichern, aber daß es solche Ausmaße annimmt … , denn es ist nicht mein Gold, sondern das des Volkes. Und daß sich Ingenieure so verschätzen können, wirft einen Schatten auf den gesamten Berufsstand. Das Dumme ist nur, wir haben so gut wie keine Beweise, um gewisse Leute, die im Verdacht stehen bei dieser Affäre die Fäden zu ziehen, dingfest zu machen. Jetzt auf der Baustelle zuzuschlagen, würde bedeuten, daß die Herrschaften aufmerksam werden, und untertauchen. Ich komme wohl nicht umhin, so leid es mir tut, Eure Zwergenbrüder weiterarbeiten zu lassen. Aber wie ich Eurer Geschichte entnehmen konnte, habt Ihr Euch alle gut gewehrt und wenigstens Eure Bedingungen haben sich dadurch etwas verbessert. Ich werde auf jeden Fall diese Angelegenheit weiter verfolgen lassen, das verspreche ich Euch.“

Ich dankte dem Herrscher und äußerte ihm meine Bitte, in seine Dienste treten zu dürfen. Der Padischa fragte den Schah, ob noch ein Lehen frei wäre, und ob Heerführer benötigt würden. Dieser bejahte, und so nahm mich Padischa Ahmand Al Sulayman, Herrscher von Yaromo, in seine Dienste, mit Lehen und der Stadt Xox als Sitz.

Ich mußte noch einmal die Schulbank drücken, denn jetzt hatte ich im Heer von Yaromo einen Offizierstitel, den eines Heerführers, wo ich erstmal dafür ausgebildet werden mußte, dort traf ich den Händler Bernwarth von der Hüp wieder, wir wurden zusammen ausgebildet, und schafften mit Erfolg die abschließenden Prüfungen. Es gab viele Aufgaben, die mir von meinem Herrscher aufgetragen wurden, aber die größte Aufgabe stand noch bevor.

Wir, Bernwarth und Ich, wurden am Hofe eingeführt, und lernten viele interessante hohe Würdenträger des Reiches kennen. Es waren viele Magier und Priester dabei, auch Muhammad und Schah Rashid al Shaban hatten mit uns zusammen etliche Abenteuer zu bestehen, fast immer mit der priesterlichen Unterstützung der werten Hohepriesterin Saris, die uns mehr als einmal, im wahrsten Sinne des Wortes, aus dem Dreck ziehen mußte. Hier hatte ich neue Freunde gefunden, aber die alten vergaß ich nie, und so kam es, daß ich meinen Urlaub mit einer Reise begann, die Karawanenführer und Händler, Hamad und seinen Sohn Halef, und den Schmied Bolgar Stahlfaust zu besuchen.

Es war schön, die alten Freunde wiederzusehen, wir trafen uns alle beim Schmied und aßen Gegrilltes vom Spieß, der geschickterweise über der Esse hing, wir Zwerge tranken unser gutes Bier, während die beiden Händler guten Mokka tranken, den ich extra aus Xeria mitgebracht hatte. Bolgar und ich sangen ein paar alte Zwergenweisen, es ging um Kampf und Ehre, aber auch um Liebe und Freundschaft.

Da platzte mitten in die gemütliche Runde ein Bote vom Hofe, ganz außer Atem und total verstaubt.

Er mußte einen Horrorritt gehabt haben, denn er kam direkt aus der Hauptstadt und hatte eine wichtige Depesche dabei, verschlossen mit dem Siegel des Padischas höchstselbst. Ich nahm die Depesche entgegen, die ich formgemäß mit der Stirn berührte und mich verbeugte, zum Zeichen des Respekts vor dem Herrscher.

Ich brach das Siegel auf, und entfaltete den Brief, ich las, daß ich aufgefordert wurde, mich mit meinen Truppen zur Baustelle zu begeben. Es wäre ein Heer gesehen worden, deren Gefahr man nicht einschätzen könne, und da es sich, laut Zeugenaussagen, um Zwerge handeln würde, wäre ich für diese Aufgabe bestens geeignet. Mir wäre aber untersagt, militärische Schritte einzuleiten, diese wären erst mit dem Oberkommando abzuklären. Laut der Zeugenaussagen sind alle Wachsoldaten von der Baustelle vertrieben worden, was aus den Ingenieuren und Hofbeamten geworden ist, weiß keiner. Die Bauarbeiter sind wohl alle freigelassen worden, jedenfalls konnten die vertriebenen Wachen keine Angaben über die Zwerge machen. Eindringlich wurde in der Depesche nochmals darauf hingewiesen, daß ich nicht operativ werden solle, die Mission hätte rein beobachtenden Charakter.

An meiner Miene konnten die Feiernden erkennen, das etwas Besorgniserregendes passiert war. Der Bote verlangte noch eine Unterschrift von mir, daß die Depesche ordnungsgemäß abgeliefert und zur Kenntnis genommen wurde, und wies mich auf die Geheimhaltungspflicht hin. Ich bat ihn noch etwas zu essen und zu trinken, erst mal auszuruhen, aber er sagte, er müßte sofort wieder ins Hauptquartier zurückkehren, dann salutierte er und rannte wieder los.

„Ich kann Euch leider nichts sagen, aber die Situation ist sehr ernst. Ich muß sofort aufbrechen, um meine Truppen zu mobilisieren. Machts gut, ich werde sobald es geht mich mal wieder mit Euch treffen, denn es tat gut Euch wiederzusehen.“

Ich machte mich sofort auf den Weg nach Xox, der Hauptstadt meines Lehens, wo das Hauptquartier meiner Truppen liegt. Nach etwa zwei Tagen scharfen Rittes, traf ich im Hauptquartier ein und alarmierte meinen Stab, alle Offiziere, die ich sofort über die Lage informierte. Das Hauptkontingent, etwa zehntausend Mann, solle noch alarmbereit und aufgerüstet in der Stadt bleiben, während ich mit einer Reiterbrigade, etwa fünfhundert gepanzerte Reiter, zur Baustelle reiten würde, um erstmal die Lage zu sondieren.

Wir machten uns sofort auf den Weg, es war ein Höllenritt, denn die Zeit lief mir davon. Nach weiteren fünf Tagen kamen wir zur Baustelle, ich schickte sofort eine Aufklärungseinheit los, die mit leichter Ausrüstung unterwegs war. Wir schlugen am Rand des Talkessels, in der Nähe der Abraumhalden ein Lager auf, wo wir auf die Rückkehr der Aufklärer warteten. Nach etwa zwei Stunden kamen die Soldaten von Ihrer Mission vollständig und wohlbehalten zurück, und berichteten dem Stab und mir die Situation.

Es waren völlig unbekannte Truppen, Zehntausende schwer bewaffnete und vollgerüstete Zwerge. Sie sind wohl gerade dabei mit schweren Maschinen Festungsteile aus dem Tunnel zu ziehen und andere völlig unbekannte riesige Maschinen mit langen Armen, die mit dicken Seilen ausgestattet wären, würden die Teile zu einem gigantischen Metallklotz zusammenbauen. Währenddessen wären andere Maschinen aus dem Stollen gefahren, auf breiten immer umlaufenden Ketten, die haben eine Kugel auf dem Rücken, aus dem würde ein langes dickes Rohr ragen. Alle Maschinen würden quietschen, dampfen und zischen. Ich mußte mir selbst ein Bild machen und begab mich mit einem Teil des Stabes zur Baustelle.

Wir kamen zur ehemaligen Befestigungsanlage, von der nur rauchende Trümmer übrig waren. Vorsichtig kletterten wir seitlich einen Hang hoch, um von weiter oben zu beobachten, denn der Talkessel wer ziemlich groß. Von oben, etwa drei- vierhundert Schritt, hatte man eine relativ gute Aussicht, und was wir sahen war furchterregend.

Die großen Maschinen mit den langen Armen waren sogenannte Kräne, die mit Stahlseilen und Umlaufrollen versehen, schwerste Lasten heben konnten. Ich hatte früher von solchen Maschinen gehört, ein sagenhaftes Volk, genannt die „Irdenen“, von denen es heißt, wir Zwerge würden von ihnen abstammen, müssen vor Jahrtausenden Technologien entwickelt haben, von denen wir Zwerge heute nichts mehr wissen. In uralten Schriften, die mir meine Mutter vor Jahren mal vorgelesen hatte, sie war Bibliothekarin in der großen Bibliothek des Volkes in meiner Heimatbinge, wurden diese und auch die anderen Maschinen beschrieben, die wir jetzt und hier zu Gesicht bekamen. Die Maschinen, die die großen stählernen Bauteile auf langen mit Rädern versehenden Karren herauszogen wurden „Raupenschlepper“ genannt und fuhren mit Maschinenkraft, genauer gesagt mit Dampf, deswegen das Gequalme und Gezische.

Was mir aber richtig Sorgen bereitete, waren die Maschinen mit den Rohren in den Kugeln auf dem Rücken. Diese wurden in den alten Schriften nämlich „Panzer“ genannt, und die Rohre waren in der Höhe und umlaufend um die Achse ausrichtbar und hießen „Geschütze“, das heißt, diese konnten Geschosse verschießen, die beim Aufschlag explodierten, zudem waren diese Panzer schwer gepanzert, daher der Name. Auch diese liefen nicht mit Muskelkraft, sondern hatten genau den gleichen Antrieb, wie die anderen Maschinen, mit Dampf.

Es waren tatsächlich noch einige berittene Wachen da, die einen Angriff unternahmen. Einer der Panzer richtete sein Geschütz aus, es gab einen Knall, und hunderte Schritt weiter, wo die Reiter waren, knallte es wieder, eine große Rauch-und Drecksäule quoll auf, die Reiter versuchten in Panik zu fliehen.

Jetzt fuhren die Panzer, es waren etwa zweihundert an der Zahl zum Taleingang, und riegelten diesen komplett ab.

In der Zwischenzeit nahm die stählerne Festung in der Nähe des Tunneleingangs immer mehr Form an, man konnte schon Details erkennen. Ich schätze mal die Ausmaße, und erschrak, die Türme hatten etwa zweihundert Schritt Höhe, das waren etwa einhundert Meter, die Kantenlänge der Festung maß etwa vierhundert Schritt, auf den Türmen, und in regelmäßigen Abständen oben auf dem Dach der Festung, waren ebenfalls diese gepanzerten Drehtürme mit Geschützen. In der Zwischenzeit kamen Trupp an Trupp, Panzer auf Panzer aus dem Tunnel, sie begannen drei weitere Festungen aufzubauen, die von der Geometrie im Radius zum Eingang standen. Schätzungsweise waren mehr als Einhunderttausend Zwerge aus dem Tunnel gekommen, und beendeten so langsam die Arbeiten an den Festungen. Dann sah ich etwas, was mir das Blut in den Adern gefrieren ließ.

Auf großen Transportkarren waren langgestreckte Maschinen herausgefahren worden, bei denen wurden flügelähnliche Bauteile montiert, je immer eins gegenüber, die drehbar waren, darüber wie die unteren auch an zur Seite hin, kippbaren Gelenken, ebenfalls die gleichen Bauteile, also gesamt acht Flügel, hinten am Ende der Maschine befanden sich auch diese Drehflügel, aber um im rechten Winkel gedreht, befestigt. Auch diese Maschinen wurden beschrieben in den alten Schriften, als Gyrokopter, Drehflügel-flug-maschinen, die ebenso wie die Maschinen am Boden, gepanzert, schwer bewaffnet und mit Dampf betrieben wurden.

Hier wurde eine Invasion vorbereitet, der Grund war mir noch unbekannt, ich unterdrückte mit aller Macht Panikreaktionen, und zwang mich ruhig zu bleiben. Mit Handzeichen bedeutete ich den Männern, sich sofort zurückzuziehen. Unten angekommen sagte ich „Männer, zurück zum Lager, ich muß sofort Nachricht an das Oberkommando der Streitkräfte schicken. Das ist der Beginn einer Invasion. Mit unseren Mitteln ist hier nichts auszurichten. Meine Befürchtung ist, das selbst die gesamten Streitkräfte Yaromos gegen diesen Gegner machtlos ist. Dies ist eine uns technisch weit überlegene Streitmacht. Auf geht's!“

Ich verfaßte eine Depesche mit allen Einzelheiten, faltete diese zusammen und versiegelte sie. Einer der Soldaten meldete sich freiwillig, die Depesche unter Einsatz seines Lebens zum Oberkommando zu bringen. Ich dankte dem Soldaten und wünschte ihm alles Glück, denn er würde es brauchen. Eine Woche später, auf der Baustelle war mittlerweile Ruhe eingekehrt, kam der Bote mit Begleitung zurück, und ich staunte nicht schlecht.

Ich stand wohl mit offenem Mund da, jedenfalls mußte das so komisch ausgesehen haben, das der Begleiter des Boten, beide standen jetzt vor mir, schallend anfing zu lachen. Es war der Händler Bernwarth von der Hüp, der so lachte.

Dann faßte ich mich wieder, und begrüßte den Händler, der im Auftrag des Padischas mitgekommen war. Ich begrüßte den Boten, der salutierte und mir einen versiegelten Brief überreichte. In der Nachricht, persönlich vom Padischa verfaßt, stand daß ich offiziellen Kontakt mit den Zwergen aufnehmen solle, dieses Schreiben weist mich als Sonderbotschafter des Reiches aus, und ich solle den Händler, der ebenfalls mit Sondervollmachten ausgestattet war, mitnehmen um Handelsbeziehungen mit den Zwergen aufzunehmen. Ich mußte mich erst mal setzen.

Das war harter Tobak, wie in Mahals Namen sollte ich das bewerkstelligen? Ich bin Soldat, Krieger und Handwerker, kein Redner, keiner der wortgewandten Magier oder Priester Es nutzte nichts, Befehl ist Befehl, und unternommen werden mußte etwas. Wir machten uns also auf den Weg, Bernwarth und ich wurden von vier Panzerreitern begleitet. Ich hatte eine Lanze dabei, an dem ein weißes Leinenlaken befestigt war, es war das auf Erkenfara übliche Zeichen eines Parlamentärs, welche in Frieden kommen, und nicht angegriffen werden dürfen.

In der Nähe der Panzer blieb die Eskorte zurück und wir gingen alleine weiter.

Am uns nächsten Panzer ging seitlich eine Luke auf, und ein gepanzerter Zwerg mit kurzgeschorenem Haar, mächtigen Schnauzbart, und glattrasiertem Kinn, kam schnellen Schrittes auf uns zu. Er hielt ein mit einem gelochten Blech ummanteltes Rohr mit einem Kasten, aus dem ein langes kantiges Blechteil herausragte, mit einem Griff am Ende, welchen er in der rechten Hand hielt, vor sich. Als er etwa zwanzig Schritt vor uns war, drückte er das Rohr herunter, blieb stehen, und sein Arm schüttelte sich, aus dem Rohr kamen kleine Flammen, es ratterte laut, und vor unseren Füßen spritzen Dreckfontänen auf.

Es war eine Maschinenwaffe, ein sogenanntes „Maschinengewehr“, auch davon wurde berichtet. Er rief uns in einer Sprache zu, die wir nicht verstanden, einige Wörter kamen mir bekannt vor, aber momentan konnte ich nichts damit anfangen.

„Wir kommen in friedlicher Absicht.“ rief ich herüber. Der Zwerg stutzte einen Moment, dann rief er in akzentfreien Dwarska, der Zwergensprache „Sofort stehenbleiben, Waffen auf den Boden, Hände hochhalten!“ Er kam auf mich zu, musterte mich von oben bis unten, den Lauf des Maschinengewehrs auf mich gerichtet, und sagte mit harter Stimme „Ein Zwerg? Hier? Du kommst mit. Das da bleibt hier.“ Und er zeigte auf Bernwarth, der sichtlich erbost war, als „Das da“ bezeichnet zu werden.

Plötzlich knackte etwas am Harnisch des Zwergs, und eine Stimme war zu hören. Er hob den linken Arm, an der Unterarmschiene war ein kleiner Kasten angebracht, er drückte mit dem rechten Zeigefinger auf einen Knopf, der rot zu leuchten anfing, hielt den Arm in Mundhöhe und sprach in den Kasten, kurz darauf knackte es erneut, und er bekam Antwort vom Harnisch. Die Technik war wohl soweit fortgeschritten, daß man sich über große Entfernungen unterhielt. Er zeigte auf Bernwarth und sagte „Du kommst auch mit. Vorwärts. Keine Gespräche untereinander.“

Wir gingen vorrann, der Zwerg sagte uns in welche Richtung. Wir kamen an einen Panzer sehr nahe, ich schaute ihn mir genauer an, er war aus einem mir unbekannten Material hergestellt. Eine Luke war offen, rötlicher Lichtschein drang nach draußen, ich konnte kurz hineinsehen, sah einen Zwerg auf einem Sitz, der ein Pult vor sich hatte mit vielen Knöpfen, auf die er die ganze Zeit in unregelmäßigen Abständen mit den Fingern tippte. In Augenhöhe war eine Art Bild angebracht, auf dem leuchteten Symbole, Runen auf und verschwanden wieder. Es war ein ständiges Summen zu hören. Wir gingen schnellen Schrittes auf eine der nächstgelegenen Festungen zu, brauchten aber fast eine Stunde.

Je näher wir kamen, um so bedrohlicher und riesiger wurde die Festung, die komplett aus dem unbekannten schwarzen Metall war. Stehenbleiben!“ rief barsch der Zwerg, dann knackste es wieder , und der Zwerg sprach wieder in der fremden Sprache. Ein Tor öffnete sich in etwa zehn Schritt Höhe, gleichzeitig fuhr eine Rampe herunter, alles rasselnd und sowie es aussah, vollautomatisch. Als die Rampe unten war sagte der Zwerg „Weitergehen. Los, und keinen Laut!“ Wir gingen die Rampe hoch, durch das Tor, das etwa einen Schritt dick war. Genau in dem Augenblick, als der Zwerg das Tor passierte, ging das Tor zu und die Rampe fuhr wieder hinein.

Wir wurden durch mehrere Gänge geführt, es waren noch vier Zwerge dazugekommen, sie hatten alle dieselben Frisuren und Barttrachten, aber unterschiedliche Haarfarben. „Stehenbleiben!“ kam wieder die Kommandostimme, wieder kam das Knacken, eine leise Stimme, dann die knappe Antwort des Zwergs.

Rasselnd öffnete sich eine Tür, die in der Wand verschwand, und gab den Weg frei in einen großen Raum, eine Galerie mit Pulten, vor denen Zwerge saßen, die Gestelle am Kopf trugen, die ein Ohr bedeckten, und die in kleine Stäbe sprachen, die vom Gestell zum Mund führten. Wieder waren diese Bilder vor den Augen der dort sitzenden Zwerge, sie tippten auf Knöpfe und auf den Bildern sah man wieder diese Runen und Symbole. Aber mitten im Raum stand ein großer stählener Tisch, um den herum Drehsessel standen, ebenfalls aus Stahl.

Auf drei Stühlen saßen Zwerge, ein Zwerg stand etwas abseits der Gruppe. Es sah so aus, wie eine Besprechung von Heerführern, ich sah in harte finster dreinblickende Gesichter, von kampferprobten Kriegern. Der Tisch war interessant, er leuchtete, man sah das Bild von einer Karte des Tales, mit taktischen Symbolen, die wahrscheinlich die Stellungen des Invasionsheeres anzeigten. Einer der Zwerge am Tisch drückte auf einen Knopf, und das Licht ging aus. Er sah zu mir hinüber, hatte einen kurzen Bürstenhaarschnitt und einen riesigen Schnauzbart, grau, er blickte mich ernst an und seine laute und tiefe Stimme drückte in meinen Ohren.

„Du? Du siehst aus wie ein Zwerg! Was ist das was Du dabei hast? Rede, Kerl!“ Ich sagte „Ein Mensch. Er ist Händler und wir beide…..“

Der Graue schoß wie von einer Tarantel gestochen aus dem Sessel und schrie „WAAAAS? Ein Mensch? Weißt Du was wir mit „Menschen“ machen? Sklaven sind die , und wir halten die als Sklaven, und Du schleppst mir hier einen an? Was hast Du mit „Menschen“ zu schaffen? Rede, Kerl!“

Ich erzählte meine Geschichte, ab und an schauten sich die drei einander an, stellten Zwischenfragen Dann sagte einer der Zwerge, er war ruhig geblieben bis jetzt „Ein Zwerg unter Zwergen setzt sich beim Reden. Das Menschlein, da, bleibt stehen. Setz Dich, Zwerg und trink erstmal was. Unser Bier wird Dir schmecken, dann rede weiter, “

Ich verbeugte mich und sagte „Ich danke Euch, Herr.“ Da bellte er mich an „Ein Zwerg verbeugt sich nicht vor einem Zwerg und „Herr“ will ich von Dir nicht mehr hören, wir sind alle hier Brüder!“ und etwas versöhnlicher fügte er hinzu „Also, Bruder, setz Dich, trink Bier und rede dann weiter.“

Der abseits stehende Zwerg brachte eine Karaffe und einen großen Glaskrug, in das er das Bier, von fast schwarzer Farbe goss, am Glaskrug perlte Wasser herunter, das Bier war eiskalt, roch sehr stark malzig, ich setzte an, und leerte den Krug mit einem Zug, denn das war eines der besten Biere, das ich jemals getrunken hatte, anschließend ließ ich einen donnernden Rülpser los.

„Bei Mahal, ich danke Euch, das Bier war genau das richtige.“

Die Zwerge grinsten, das erste mal, und selbst die Zwerge an den Geräten schauten herüber, und mußten lachen, wegen dem Rülpser.

„Deswegen sind wir so sauer. Weil Ihr durch den Tunnelbau eine unserer besten Brauereien und ein großes Bierlager ruiniert habt, weil dieser Misttunnel die Decke zum Einsturz gebracht hat.“ brummte der Graue und trank ebenfalls sein Bier in einem Zuge leer, rülpste und meinte „Schande, so eine Schande um das gute Bier, im Lager hatte es die richtige Temperatur, alles zunichte.“ Ich erzählte weiter, ab und an zustimmendes Grummeln, als ich meine Geschichte beendete, rief der Grauhaarige zu dem abseits stehenden etwas zu, der salutierte und verschwand flugs hinter einer rasselnden Türe.

Er sah mich an und sagte „Also Heerführer bist Du, bei Deinem, wie heißt er noch „Padischa“? Nun Zwerg, wie ist Dein Name?“ „Thorgrimm Isenbart, Bruder.“ Er grinste und sagte „So ist's richtig Bruder, Dein Name ist ab sofort (er sagte mir ein unverständliches Wort) und ist in unseren Reihen Dein Kampfname!“

Die anderen Zwerge standen auf und reichten mir Ihre Hände, die ich jedem schüttelte. Der Graue sagte daraufhin „Wir sind Thain's, dies hier ist ein Thing. Du bist hier Zwerg unter Zwergen, Thain unter Thain's, ein Führer unter Führern. Du wirst die Zwerge, die wir befreit haben, in eine neue Heimat führen. Ich habe meinen Baumeister kommen lassen, Dein „Lehen“, wie Du es nennst, braucht eine Festung! Nicht irgendeine, sondern von Zwergen gebaut, aus Stein! Stark und massiv! Uneinnehmbar! Mit Deinen „Menschen“ hier, werden wir in Handel treten. Alljährlich werden wir uns hier treffen zum Thing. Dein Padischa kann sicher sein, das wir ihn nicht angreifen werden. Ein Zwerg sprach, sein Wort ist wahr und gilt! Unter Zwergen gibt's kein Lug und Trug! Das besiegle ich hiermit!“ und wir besiegelten es mit einem festen Handschlag.

„Ach, noch 'was, fällt mir 'grad ein. Schau Dir mal die Truhen da drüben genauer an, dann sage mir, was Du von Deinen „Menschen“ hast!“ Ich ging zum Ende des Tisches, da standen drei große Truhen aus Kiefernholz, mit kunstvollen Eisen beschlägen und yaromesischen Schnitzereien, die Schlösser waren aufgebrochen.

Ich öffnete einen der Deckel, und sah Goldtaler, die Truhe war bis zum Rand gefüllt mit Gold!

„Einer der Menschen war gerade dabei einen großen Stapel Papier zu verbrennen, meine Männer kamen leider zu spät. Aber das hier kannst Du Deinem Padischa mitnehmen. Gold hat für uns keinen Wert, wir machen daraus Wasserhähne, oder Klosettschüsseln. Das zum Thema Lug und Trug! Dafür mußten Deine Brüder schuften! Sorge dafür, daß sowas nie wieder geschieht, sonst lernen Deine „Menschen“ uns kennen, das schwöre ich Dir!“ schrie der Graue, und ließ vor lauter Wut seine Faust auf den Tisch krachen, daß es bebte, die anderen nickten mit finsteren Blicken zustimmend. „Und noch was. Kein Mensch hat hier noch was zu suchen! Wenn wir noch einen einzigen hier antreffen, geht er als Sklave in unsere Minen, wie die anderen, die wir hier aufgegriffen haben, dort lernen die dann, was Arbeiten heißt!“

Ich sah zu Bernwarth hinüber, er war weiß wie eine Wand, seine Augen waren schreckgeweitet. Als sich der Graue beruhigte, und sich wieder hinsetzte, kam der Baumeister in den Raum. Er hatte Pläne dabei, sah finster drein, musterte mich von oben nach unten. Er nörgelte erst sehr laut, aber dann sah er mich ernst an und sagte „Ich werde tun, was man von mir verlangt. Ich baue Dir eine Festung aus Stein.“

Wir verabschiedeten uns voneinander, der Graue sagte zum Abschied „Ich sorge dafür, daß Du etwas schneller zu Deinem Padischa kommst. Unter Zwergen haben wir soeben einen Vertrag besiegelt, aber „Menschen“ müssen alles verkomplizieren, die brauchen ein „Schriftstück“. Nun denn, sollen ihr „Schriftstück“ haben. Ein Pergament mit gedruckten Buchstaben, kam aus einem Schlitz an der Seite des Tisches ruckweise unter einem Summen heraus, der Graue zog es ganz heraus, nahm aus einem Ledermäppchen einen Stift, drehte am Ende eine Hülse, und eine Spitze kam heraus, dann unterzeichnete er auf einer gestrichelten Linie, gab den Stift weiter, und die anderen unterzeichneten ebenfalls.

Dann gab er mir das Pergament, wo auf Yaromesisch „Nichtangriffs- und Handelsvertrag“ als Überschrift stand. „Wenn Dein Padischa dieses Schreiben unterzeichnet hat, gebt dem Gyrokopterfahrer die Durchschrift, die kommt dann zu den Akten.“

Ich sah mir das Pergament an und es bestand aus drei Seiten, die obere, eine komplett schwarze in der Mitte, dann eine Seite, die wie die obere war. Wir verabschiedeten uns hier wieder im nächsten Jahr zum Thing.

Draußen wartete schon der Gyrokopterfahrer, wir stiegen in das Ungetüm ein, der Fahrer forderte uns auf, uns hinzusetzen und anzuschnallen. Dann war ein Summen zu hören, es zischte und ein laute Knattern war zu hören. Mann konnte aus einem Seitenfenster hinausschauen, die Flügel drehten sich mit irrwitziger Geschwindigkeit, und ich merkte ein komisches Gefühl im Magen, als ob mir einer den Boden wegzieht. Ich sah zu Bernwarth hinüber, der kein einziges Wort geredet hatte, er war blaß. Der Flug ging sehr schnell, wir flogen etwa drei Stunden, das war unheimlich, denn die Strecke war bestimmt tausend Meilen lang.

Als wir vor den Stufen des Palastes landeten, waren Menschenmassen aufgetaucht, die Palastwachen hatten alle Hände voll zu tun um die Menschenmenge zurückzuhalten. Wir gingen in den Palast, und wurden von Schah Rashid Al Shaban schnell zum Padischa geführt. Wir berichteten dem Padischa von unserem Erlebnis, als wir an die Stelle kamen, wo uns der Grauhaarige Zwerg die Truhen zeigte, und die Drohungen aussprach, wurde der Padischa nachdenklich. Er sagte „So ein Pech. Jetzt wissen wir immer noch nicht, wer die Hintermänner hier im Palast sind. Ich glaube, das werden wir wohl nie erfahren. Erzählt bitte weiter.“

Wir beendeten den Bericht und der Padischa seufzte erleichtert auf „Bek sei gepriesen in seiner großen Güte. Thorgrimm und Bernwarth, ich bin Euch zu großem Dank verpflichtet, ganz Yaromo ist Euch auf ewig dankbar, denn durch Euer besonnenes Verhalten habt Ihr Yaromo vor einem Krieg bewahrt, der unter diesen Umständen nicht zu gewinnen wäre. Wir haben sogar durch Euren persönlichen Einsatz einen Handelspakt abschließen können. Vielleicht werden wir mit der Zeit, mit den Zwergen, über starke Verbündete verfügen.“

Die Goldtruhen wurden zwischenzeitlich in die Schatzkammer gebracht, und der Inhalt gezählt, es war, wie ich später erfuhr, die gigantische Summe von dreihunderttausend großen Goldtalern. Für diese Summe konnte man sich schon ein Reich kaufen. Die Verbrecher mußten diese Goldmenge von Anfang an gesammelt haben, wer weiß, wie groß die Summe tatsächlich wäre, wenn noch das schon ausgegebene Gold hinzukäme.

Ich reiste nach einer Woche Aufenthalt in der Hauptstadt zu meinem Lehen zurück, um den Stand der Bauarbeiten an meiner Festung zu sehen. Die Stadt Xox blühte inzwischen zu einem Handelszentrum auf, Vorteil war auch, daß es eine Küstenstadt mit Hafenanlagen war, die ebenfalls ausgebaut wurden. Die Zwerge von der Baustelle hatten hier eine neue Heimat gefunden, ließen Ihre Familien nachkommen und siedelten sich hier an. Die Festung wurde mit den modernsten Baumaschinen, die mir von meinen neuen Brüdern zur Verfügung gestellt wurden in Rekordzeit gebaut. Auf den mächtigen Wehrtürmen wurden große Katapulte installiert, ein großer breiter Wassergraben der mit dem Meer verbunden war, sicherte die Festung zusätzlich ab. Die Festung bestand zur Gänze aus grauem harten Granit, der aus den Tiefen der Zwergenreiche kam, und mit Transportmaschinen zur Baustelle kamen.

Mittlerweile ist alles fertig, die Zwerge haben eine neue Heimat, und einen Thain, der sie beschützt. Xox ist eine Handels- und Hafenstadt mit hervorragenden Schmiedebetrieben geworden. Das alles strömte auf mich ein, als ich am Tisch saß, und nachdachte.


Dies ist meine Geschichte, die Geschichte von Thain Thorgrimm Isenbart.