đŸș Reisebericht eines Überlebenden

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„Der EulenbĂ€r und ich – und warum meine Unterhose nie wieder dieselbe ist“

Also hört zu, ihr Narren.
Ihr wollt nach Nordheim? Stormfjord, Drakeguld, die JarlsgrĂŒnde? Fein, packt gleich euren Nachruf dazu, spart Zeit. Ich war da. Ich hab’s ĂŒberlebt. Knapp. Und wenn ich sage „knapp“, dann meine ich: Ich spĂŒre immer noch den Atem des verdammten Viehs in meinem Nacken, wenn ich einschlafe.
Ich habe viele Fehler im Leben gemacht: mich betrinken, mit der Frau eines Jarls anbandeln, und – der grĂ¶ĂŸte – eine Wanderung durch die JarlsgrĂŒnde zu unternehmen. Dort lebt nĂ€mlich das, was die Einheimischen „Natur“ nennen, und was jeder gesunde Mensch schlicht „unser aller Ende“ bezeichnen wĂŒrde: der EulenbĂ€r.


Das Treffen der Giganten (ich war der kleine Gigant)
Ich stapfte also durch den Schnee, dachte an warme Suppe und schöne MÀgde.
Da knackte es.
Ich dreh mich um – und da steht er: ein EulenbĂ€r. Nicht irgendeiner, oh nein – ein SchneeeulenbĂ€r. Weiße Federn, glĂŒhende Augen, Krallen wie Sensen. Und das Schlimmste? Dieser Blick. So, als hĂ€tte ich gerade „Abendessen“ auf die Stirn tĂ€towiert.


Mein brillanter Plan
„Renn nicht, bleib stehen“, haben die Alten gesagt.
Also stand ich. So still, dass mir fast das Herz aus der Brust sprang und schreiend davonlief.
Dann fiel mir ein: „Mach Krach, sing was!“
Also stimmte ich ein Lied an. Schief, falsch und mit dem Text von zwei verschiedenen Balladen gleichzeitig. Ich klang wie ein sterbender Ziegenbock.
Und wisst ihr was?
Der EulenbÀr hörte zu.
Kein Scherz.
Der neigte seinen Kopf, als wĂŒrde er ĂŒberlegen: „Fress ich ihn jetzt
 oder erst, wenn er den Refrain verkackt?“


Das Wunder (oder einfach nur Magenverstimmung)
Dann kam er nÀher. Ich roch ihn. Fell, Blut, kalter Tod.
Ein Blick. Ein tiefes, kehliges „Hrrruuuu“.
Und dann – drehte er ab. Einfach so.
Er stapfte davon, als hĂ€tte er’s plötzlich eilig.
Vielleicht hatte er schon gefrĂŒhstĂŒckt. Vielleicht bin ich zu knochig. Vielleicht hat SkjaldĂ­s oben gelacht und gesagt: „Den heben wir uns fĂŒr spĂ€ter auf.“


Ich hab’s ĂŒberlebt. Aber meine Unterhose? Verloren an den Schnee.
Und seitdem, Freunde, trink ich jeden Abend Met, um die Augen dieses Biests zu vergessen.
Mein Rat an euch:

  • Geht nicht in die JarlsgrĂŒnde.
  • Wenn ihr doch geht: geht nackt. Dann geht’s schneller.

đŸș „Die Nacht, als ich dem SchneeeulenbĂ€r entkam“
ein Reisebericht, wie er in der Schenke von Stormfjord erzÀhlt wurde

Der Rauch hing schwer unter den Balken der Schenke, Metgeruch und Schweiß mischten sich mit dem Duft von gebratenem Fleisch. Vor dem Kamin knisterten die Scheite, und die GĂ€ste drĂ€ngten sich um die langen Tische, KrĂŒge in der Hand, Stimmen laut.

Mit einem lauten Rums stellte Harek der Abenteurer seinen Krug auf den Tisch. Sein Bart war verfilzt, seine Augen glasig, und doch glomm darin der Stolz eines Mannes, der eine Geschichte zu erzĂ€hlen hatte – und den Met, um sie noch besser klingen zu lassen.

„Also, hört zu, ihr Narren!“ begann er mit erhobener Stimme, die sofort das halbe Haus verstummen ließ. „Ich stand Auge in Auge mit einem SchneeeulenbĂ€ren. Weiß wie der Tod, Augen wie zwei gefrorene Monde. Ich sag’s euch – ich hab fast in die Hosen gemacht!“

Ein dröhnendes Lachen ging durch den Raum. Der Schmied Thorgrim brĂŒllte: „Fast?“

Das GelĂ€chter schwoll an, KrĂŒge klirrten, und einer rief: „Bei den Göttern, erzĂ€hl uns nicht, dass deine Frau die Hosen waschen musste!“

Harek funkelte sie an, zog den Krug zu sich und nahm einen tiefen Schluck. „Gut, ich habe in die Hosen gemacht! Zufrieden?! Aber sagt mir – wer von euch hĂ€tte’s besser gemacht?“

Ein junges MĂ€dchen, die Magd mit den roten Zöpfen, zwitscherte spöttisch: „Ich wĂ€r weggelaufen!“

„Weggelaufen?“ Harek stieß ein kratziges Lachen aus. „Dann wĂ€rst du jetzt ein Haufen Schnee mit Knochen drin. Nein, ich stand still. Ganz still. So still, dass die BĂ€ume nervös wurden.“

Ein alter SeebĂ€r mit wettergegerbtem Gesicht lehnte sich vor. „Und dann?“

Harek rĂ€usperte sich, hob die HĂ€nde und begann zu singen – oder etwas, das man so nennen konnte: „Eeein Krug Met, zwei KrĂŒge Met
“ Die Töne flatterten durch die Schenke wie ein sterbender Rabe.

Ein Chor von Buhrufen und Pfiffen brach los, Lachen, das in die Balken fuhr. „Sing nicht! Du tötest uns noch!“ brĂŒllte einer.

Doch Harek grinste breit. „So klang es auch im Wald! Ich sang, schief wie ein Ziegenbock, und der BĂ€r
 er neigte den Kopf. Als wĂŒrd er ĂŒberlegen, ob er mich gleich verschlingt oder erst wartet, bis ich den Refrain verkackt habe.“

Die Menge hielt kurz inne. Dann sagte der Jarl vom Nebentisch trocken: „Und warum hat er dich nicht gefressen?“

Ein Schatten huschte ĂŒber Hareks Gesicht, und er kippte den Rest seines Kruges hinunter, bevor er antwortete. „Das weiß nur SkjaldĂ­s. Vielleicht hatte er schon gefrĂŒhstĂŒckt. Vielleicht war ich zu knochig. Vielleicht
“ – er grinste schief – „
roch er, was in meiner Hose war.“

Einen Herzschlag lang Stille – dann tobte die Schenke. KrĂŒge krachten auf Tische, Met schwappte ĂŒber, und die Leute hielten sich die BĂ€uche vor Lachen.

Thorgrim, der Schmied, brĂŒllte: „Bei den Göttern, Harek, du bist kein Held – du bist einfach nur GlĂŒck im Dreck!“

„Mag sein“, gab Harek zurĂŒck, „aber ich lebe. Und das ist mehr, als die meisten von euch sagen können, wenn sie den Jarlsgrund betreten.“

Die Magd rief: „Dann trink darauf, Überlebender!“

„Auf den EulenbĂ€r!“ brĂŒllte der alte SeebĂ€r.

„Auf den EulenbĂ€r!“ schallte es durch die Halle. KrĂŒge klirrten, der Met floss, und wĂ€hrend das Lachen die Schenke fĂŒllte, lehnte Harek sich zurĂŒck, grinste in seinen Bart – und hoffte, dass niemand noch einmal nach seiner Unterhose fragte.


đŸ» „Von der Hose zur Heldensaga“
wie eine Geschichte am Feuer in Stormfjord grĂ¶ĂŸer wurde, als sie je sein sollte

Die Schenke bebte noch vom GelĂ€chter, KrĂŒge klirrten, und Harek der Abenteurer wischte sich Met aus dem Bart. Er hatte erzĂ€hlt, wie er einem SchneeeulenbĂ€ren entkommen war – mit mehr Angst als WĂŒrde – und wollte nun einfach trinken, vergessen und schlafen.

Doch die GÀste hatten andere PlÀne.

„Habt ihr gehört?“ brĂŒllte Thorgrim der Schmied. „Er hat den SchneeeulenbĂ€ren mit Gesang gezĂ€hmt!“

„GezĂ€hmt?!“ Harek verschluckte sich fast am Met. „Ich hab gekrĂ€chzt wie ’ne verreckte KrĂ€he!“

„Ja, ja, Bescheidenheit!“ rief die Magd mit den roten Zöpfen und schlug auf den Tisch. „Die Götter selbst haben deine Stimme gesegnet, sonst hĂ€tt das Vieh dich lĂ€ngst verschlungen!“

„Gesegnet?“ Harek hob die HĂ€nde. „Die einzigen, die meine Stimme segnen, sind taube Leute!“

Doch die Menge hörte schon nicht mehr zu. Ein alter Fischer erhob sich und dröhnte: „So war es bestimmt! SkjaldĂ­s selbst lenkte den BĂ€ren ab, weil Harek der SĂ€nger ihr wohlgefĂ€llig war!“

„Ich war nicht wohlgefĂ€llig!“ protestierte Harek. „Ich war
 beschissen!“

Das half nichts.

Ein junger Krieger sprang auf die Bank und deklamierte, als wĂ€re er schon selbst ein Skald: „Harek, der Furchtlose, stand Auge in Auge mit dem weißen Ungeheuer, sang von Met und MĂ€gden, und siehe – das Biest wich zurĂŒck, besiegt von göttlichem Klang!“

„Besiegt?!“ Harek riss die Arme hoch. „Es ist einfach weggegangen! Vielleicht musste es kacken, woher soll ich’s wissen?!“

Die Menge tobte. „Ein Held! Ein SĂ€nger! Ein Bezwinger der SchneeeulenbĂ€ren!“

Thorgrim legte ihm den Arm um die Schultern, fast erdrĂŒckend. „Harek, mein Freund, du wirst Lieder haben, bevor der Winter um ist.“

„Lieder?!“ Harek stöhnte. „Ich will kein Lied. Ich will nur, dass niemand mehr von meiner Hose redet!“

Doch da war es schon zu spĂ€t. Am Nebentisch klimperte ein Skald auf seiner Leier, die Finger trunken, das LĂ€cheln spöttisch. „Harek, der Weiße SĂ€nger“, begann er, „dessen Stimme selbst Bestien in die Knie zwingt!“

Ein Raunen ging durch die Schenke, Stimmen fielen ein, Reime entstanden. Und Harek wusste, dass er ab heute nicht mehr nur Harek der Abenteurer war. Nein, er war Harek der SÀnger, der Bezwinger des SchneeeulenbÀren.

Er seufzte, kippte den Rest seines Kruges, und murmelte in seinen Bart: „Beim Donner der Götter
 ich hab nur ĂŒberlebt, weil ich falsch gesungen habe.“

Doch niemand hörte ihn. Die Legende war geboren – und wuchs mit jedem Schluck Met, mit jedem schiefen Vers, bis sie grĂ¶ĂŸer war als Harek selbst.


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