Ein Fremder im Thing der Schatten

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Der Fremde, der erst vor wenigen Tagen durch die Wälder Nordheims gewandert war, fand sich nun in einer Halle wieder, deren Atem nach Rauch, Eisen und uralten Schwüren roch. Er verstand kaum ein Wort, nur Brocken der rauen Sprache, die an Donner und Brandung erinnerte. Und doch spürte er, dass er Zeuge von etwas Bedeutendem wurde.

Die Maschine des Rechts stampfte wie ein Herzschlag in der Tiefe, Dampf stieg in wirbelnden Schleiern auf. Im Halbrund der Jarle herrschte Halbdunkel, Gesichter nur schemenhaft zu erkennen, Stimmen jedoch klar und schneidend.

Dann erhob sich Uljarl Ursus McFiann. Der Fremde erkannte ihn sofort: ein Hüne von Gestalt, breite Schultern, graues Haar wie Stahlwolle, Augen so hell wie Eis. Seine Axt ruhte neben ihm, und doch war es seine Stimme, die mehr Gewicht trug als jede Waffe.

Nordheim braucht Einheit, nicht Zauberei. Die Schatten unserer Ahnen schützen uns, nicht die trügerischen Flammen der Magier. Ich dulde keine Kräfte, die das Gefüge der Stämme zerreißen. Wer uns folgen will, soll aufrecht stehen im Sturm, mit Stahl und Ehre – und nicht mit Gauklertricks aus Runen und Rauch.“

Die Jarle lauschten, manche nickten, andere verharrten stumm. Die Maschine ächzte, als ob sie selbst das Gewicht der Worte spürte.

Der Fremde fröstelte. Er konnte nicht sagen, ob es die Kälte der Halle war oder die Wucht dieser Rede. Er verstand nicht jedes Wort, aber er fühlte die Spannung: Zwischen den, die dem Uljarl treu folgten, und den, die flüsternd an die alten Zauber glaubten.

Als eine anderer Jarla widersprach – eine Frau mit Augen wie schwarzer Bernstein – glaubte der Fremde, für einen Herzschlag lang Gestalten im Rauch zu sehen: Schatten mit Speeren, Krieger vergangener Tage. Ob es Einbildung war oder ein Echo der Ahnen, konnte er nicht sagen.

Doch er verstand eines: Hier, im Dunkel der Halle, wurde nicht nur über Politik gesprochen. Es ging um das Schicksal Nordheims selbst, um den Kampf zwischen Stärke und Geheimnis, Stahl und Runen.

Als die Versammlung endete und die Jarle „Skjalf heillNordheim stár!“ riefen, hallte es in seinem Innersten nach, obwohl er die Worte kaum verstand. Der Fremde wusste nur, dass er Zeuge einer Macht geworden war, die älter war als er selbst – und dass der Mann namens Ursus McFiann nicht bloß ein Herrscher war, sondern ein Fels, an dem sich die Zukunft des Reiches brechen würde.


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