Eines northeimschen Barden Lied: Unterschied zwischen den Versionen
Die Seite wurde neu angelegt: „Es verlangt mich im Gemüte dränget mich zu dem Gedanken, <br> an das Singen gleich zu gehen zu dem Wort es bald zu bringen unseres Stammes Sang, <br> den alten hergebrachten nun zu singen.<br> Worte schmelzen mir im Munde,<br> Laute wollten mir entschlüpfen,<br> kommen mir auf meine Zunge, <br> zwängen, stoßen an die Zähne. Goldner Freund, mein guter Bruder, <br> komm, Gespiele meiner Kindheit! <br> Komm zugleich mit mir zu singen, <br> einer um den…“ |
(kein Unterschied)
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Aktuelle Version vom 17. August 2025, 14:04 Uhr
Es verlangt mich im Gemüte dränget mich zu dem Gedanken,
an das Singen gleich zu gehen zu dem Wort es bald zu bringen unseres Stammes Sang,
den alten hergebrachten nun zu singen.
Worte schmelzen mir im Munde,
Laute wollten mir entschlüpfen,
kommen mir auf meine Zunge,
zwängen, stoßen an die Zähne.
Goldner Freund, mein guter Bruder,
komm, Gespiele meiner Kindheit!
Komm zugleich mit mir zu singen,
einer um den andern reden da wir nun zusammen kamen von zwei Seiten zueinander!
Selten kommen wir zusammen,
eilt der eine zu dem andern in dem Grenzgebiet,
dem kargen, elend, armen Land des Nordens.
Lass uns Hand in Hand nun legen,
Finger ineinander fügen,
unsre liebsten Lieder singen,
unser Allerbestes bringen,
zu Gehör den Goldnen geben,
denen, die sich darnach sehnen in der wachsend jungen Jugend,
in dem steigenden Geschlechte:
Jene Worte eingegeben,
Sprüche alt gefügt,
entnommen aus dem Gürtel Ramaeandras und aus NaCruachas Weite,
aus dem Schwertknauf Helvegrs,
von dem Speerweg AnBhlarnas,
Weatebixes Grenzgebieten,
Muinechaines Heidehügeln.
Diese sang der Vater einstmals an dem schönen Beilschaft schnitzend,
diese lehrte mich die Mutter,
hin und her die Spindel drehend,
dass ein Kleinkind auf dem Boden ich noch kroch vor Kniender Großen ein gar ungebärdiger Milchbart,
noch von Milch genährter Dumling.
Steineworte fehlten niemals,
noch von Kreises Zauberlieder,
Altgewohnt im Lied war Stein, er versank im Zauber des Kreises.
Hab manch andres Wort gemerket,
Zaubersprüche zugelernet,
von dem Wegrand aufgelesne,
von dem Heidekraut geholte,
vom Gesträuche abgestreifte,
vom Geranke abgerissne,
aus den Rispen ausgeriebne,
von dem Fußsteig aufgehobne,
so im Stand des Hirtenbübleins,
gehend in der Herde Hütung,
auf dem Rasen honig grasig,
auf den goldnen Hügel Höhen,
und an Herdfestes scheck’ger Seite.
Selbst die Kälte gab Gesänge und im Regen rieselt Rede.
Andre Worte wehten Winde,
brachten mir des Meeres Fluten,
Vögel fügten sinnvoll Sprüche,
Baumeswipfel raunten Runen.
Diese wickelt ich zum Knäuel,
band in Bündel sie zusammen.
Lagen lange in der Kälte,
harrten dauernd unterm Sternenzelt.
Soll den Sang nun aus der Kälte,
aus dem Frost das Lied ich langen,
meinen Scheffel in der Stube,
bringen an des Tisches Ende,
unter diese schönen Sparren,
unters Dach, das hoch gehaltne.
öffne ich der Lieder Lade,
mache frei der Verse Knäuel,
knüpfe auf des Bündels Knoten.
So will ich ein Lied wohl singen,
ein gar liebes klingen lassen.
Hab erst Roggenbrot gegessen,
ich vom Gerstentrank genossen,
und kein Dünnbier gar mir reichen,
nun so sing ich magern Mundes,
singe ich bei bloßem Wasser,
froh zu dieses Abends Ehren,
zu des schönen Tages Ehren,
zu des Morgens neu Genüsse,
neu Beginn des jungen Tages.
Hörte häufig also sagen,
hörte oft im Liede singen,
einzeln nahen uns die Nächte,
einzeln leuchten uns die Tage,
einzeln ward auch Northeheime.
Es gebar den ew‘gen Sänger Kave,
die zugleich in Lüften,
Schöpfungstochter und ihm Mutter,
Es war eine Maid in Lüften,
Kave, kalte Schöpfungstochter,
trug die Jungfernschaft so lange,
allezeit ihr Mädchen leben in der Lüfte leichten Räumen,
auf dem gleich gebahnten Boden.
Ward zuletzt die Zeit zu lang ihr,
überdrüssig dieses Leben,
so all eines hinzubringen,
noch als Jungfrau zu verharren in der Lüfte leichten Räumen ewig ausgedehnte Erde.
Schon ließ sie in raschem Abstieg nun sich in die Wogen nieder,
wohl auf weite Wasser rücken unermeßlich offne Meere,
kam geweht ein starker Sturmwind aus dem Osten wild ein Wetter,
macht das Meer er mächtig schäumen,
ließ die Wellen wallend schlagen.
Sturmwind wiegte dort die Jungfrau,
spielte mit der Maid die Meerflut,
in dem blauen Seegebiete schaumgekrönter Wellenkämme,
weht der schwere Wind sie schwanger,
gibt das Meer ihr Mutterfülle.
Und sie trug die Last des Leibes,
seine Fülle mit viel Schmerzen,
hielt aus siebenhundert Jahre,
trug dran neun der Menschenalter.
Nicht geboren ward das Wesen,
kein Geschöpf ans Licht gelangte,
Schwamm sie so als Wassermutter,
schwamm nach Osten und nach Westen,
schwamm nach Norden und nach Süden,
hin zu allen Himmelsrändern,
wohl dahin in heft‘gen Wehen,
armen Leibes argen Schmerzen,
Nicht geboren ward das Wesen,
kein Geschöpf ans Licht gelangte,
brach sie aus in bittre Tränen,
sagte Worte solcherweise,
Weh mir dieses Schicksals wegen,
mir der Armen, die so wandert!
Dahin bin ich jetzt geraten,
unterm Himmel hinzuirren,
da der Sturmwind mit mir spiele,
dass die Welle mich hier wiege auf den weiten Wasserstrecken ausgedehnter Wellen den.
Besser wär es mir gewesen,
in den Lüften Jungfrau bleiben,
als nun derzeit in der Fremde,
Wassermutter hier zu werden,
wie ist kühl es hier zuweilen,
wie so mühsam die Bewegung,
in den Wellen so zu wallen,
in den Wassern so zu wandern.
Oh du Gott dort oben,
du des hohen Himmels Träger!
Komm du nun, du bist vonnöten,
rascher scheine auf das Rufen!
Lös die Maid aus Pein und Plage und das Weib du aus den Wehen,
komm geschwind und eile schneller,
schneller, wo du wirst ersehnet!
War ein Weilchen hingegangen,
kaum ein Augenblick, ein kurzer.
Eilt herbei da großer Drache,
flog umher auf schwankem Fülgel,
einen Fels für sich suchend,
eine Dauerbleibestelle.
Flog nach Osten, flog nach Westen,
flog nach Norden, flog nach Süden,
kann kein passend Plätzchen finden,
kein auch noch so schlechtes Stellchen,
wo der Fels stark genug,
sich die Stätte zu bereiten.
Flog umher und schwebte,
dachte nach und überlegte,
Wenn mein Haus im Wind ich baue,
auf den Wellen meine Wohnung,
würd der Wind den Stein verwehen,
weit entführten es die Wogen,
grad er hob die Wassermutter,
sie, der Lüfte kalte Tochter,
beide Kniee aus dem Meere,
aus der See die Schulterblätter,
recht ein Plätzchen für den Drachen,
zum beliebten luft‘gen Hort.
Drache, großer Flügelschwinger,
schwebte gleitend schnellen Schwunges,
und gewahrt der Wassermutter Knie auf bläulich klarem Rücken wähnt,
es wär ein steinig Fels, richtig fester Grund.
Hin nun fliegt er, schwebet langsam,
lässt sich auf dem Kniee nieder.
Ein Gelege steinig Eier legt er,
steinig Eier sechse,
war das siebente von Eisen.
Auf den Eiern saß er brütend,
wärmte wohl auch Kaves Kniee,
brütet einen Tag, den zweiten,
brütet auch am dritten Tage,
Merkt es schon die Wassermutter,
Wassermutter, Lüfte Jungfrau,
spürte, dass es heißer würde,
brennend heiß die Haut sie fühlte,
meinte, dass die Kniee brennten,
alle Adern ganz zergingen.
Zuckt zusammen mit dem Kniee,
schüttelt schnell gleich ihre Glieder,
roll‘n ins Wasser alle Eier,
gut der Meerflut zum Entführen,
alle Schalen spring‘n in Splitter,
springen da in viele Stücke.
Doch die Eier nicht versinken,
mischen sich nicht mit dem Wasser,
nun verwandeln sich die Stücke,
schön gestalten sich die Splitter.
Hier des Eies untre Hälfte wird hienieden Mutter Erde,
da des Eies obre Hälfte bringt des Himmels hohen Bogen,
alles Gelben obre Hälfte wird zu lichten Sonnenstrahlen,
alles Weißen Oberfläche wird zu mildem Mondesgälnzen,
was an Hellem an dem Ei war,
wird zu Sternen hoch am Himmel,
was da war an farbgen Flecken wird Gewölke in den Lüften.
Und die Zeiten schwinden schnelle,
Jahre rücken weiter immer,
bei der neuen Sonne Leuchten,
bei des jungen Mondes Glanze.
Schwamm die Wassermutter immer,
Wassermutter, Lüftetochter,
auf den Wellen losen Wassern,
nebelfeuchten Flutenflächen,
vor sich nur das dunkle Wasser,
hinter sich den hellen Himmel.
Jetzt nun in dem neunten Jahre,
zu der Zeit des zehnten Sommers,
hob ihr Haupt sie aus dem Meere,
ihre Stirne aus der Seeflut.
Viel Geschöpf hervorzubringen,
Unerschaffnes darzustellen,
fing sie an auf Meeresflächen,
unermessen offner Seeflut.
Wo die Hand sie hin nur streckte,
da entstanden Landesspitzen,
wo sie mit dem Fuße hintrat,
da grub sie den Fischen Gruben.
Wo sie ohne Absicht tauchte,
senkt sie ein die Meerestiefen.
Wo sie sich zur Seite wandte,
da erschienen ebne Strände,
lenkt den Fuß sie nach dem Lande,
so entstanden Lachseschluchten,
hielt sie mit dem Haupte landwärts,
brachte sie hervor die Buchten.
Schwamm dann weiter weg vom Lande,
ruht ein wenig auf dem Rücken,
warf da Klippen auf im Meere,
macht geheime Riffe ragen,
wo die Schiffe oft zerschellen,
wo der Männer Leben endet.
So die Welt ist wohl entstanden,
damals in noch dunklen Tagen,
war der Götter Wille,
wohl es Menschen in die Welt zu bringen,
um der Unterhaltung willen,
sie so mache Ränke flocheten,
um den Menschen dies zu kunden,
Barden durch die Weiten streifen,
Lieder von gar vielen Taten diese zu berichten wissen,
so achtet wohl und lauschet gut,
wenn wieder ihr Gesang vernehmet,
ist er eines Barden Mund entsprungen,
Wissen Euch darob ereilt,
ziehe ich nun bald auch weiter,
mein Gesang bei Euch verbleibt.
