O'Har

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Kontinent nördlich von Inis-Maûr
Hauptstadt Necron
Herrscher
Festungsherr
Stadtherr
Burgherr
Herold
Wappen
Wahlspruch

O'Har liegt auf einer Insel nördlich des Kontinents Inis-Maûr.

Die Geschichte des Reiches O'Har

Ich wurde zum ersten Mal auf O'Har aufmerksam, als eines Nachts ein kleiner Junge aufgeregt ins Gasthaus von Tarlan, wo ich zu dieser Zeit weilte, gestürmt kam und im Schankraum zusammenbrach. Da ich einige Zeit mit den Künsten der Medizin verbracht hatte, eilte ich ihm zur Hilfe und alsbald war er wieder bei Sinnen. Sogleich erzählte er eine unglaublich anmutende Geschichte. Er habe im Wald zwei vermummte Gestalten belauscht, die über einen Krieg sprachen, der vor dreihundert Jahren in diesen Gefilden Phoenix' gewütet hatte, als seien sie dabei gewesen. Plötzlich habe sich der eine umgedreht und der Junge habe voller Entsetzen in die Augenhöhlen eines Totenschädels geblickt. Er wisse nur noch, daß er dann gerannt sei, so schnell ihn seine Beine tragen wollten.

Während die anderen Gasthausbesucher die Geschichte des Jungen als Hirngespinst abtaten, beschloß ich, der Sache auf den Grund zu gehen. Ich reiste nach Tarjina, zu den Überresten der legendären Großen Bibliothek um zu sehen, was ich herausfinden könnte. Leider waren die großen Khan-Kriege vor dreihundert kaum in Aufzeichnungen zu finden, die den gewaltigen Feuersturm überlebt hatten. Aber schließlich fand ich Überreste der Niederschriften eines Hauptmannes aus einem Land, das Rhûn genannt wurde:

"...at sich die Situation geändert. Keiner weiß, wo sie herkommen, aber der Geruch des Todes geht von ihnen aus. Von hier aus kann ich sie sehen, seelenlose Gestalten, die ruhelos Schwerter schärfen und Rüstungen ausbessern. Und dazwischen immer wieder die Heerführer, Kommandos gebend, bedrohlich, mit leuchtenden Augen. Sie wissen, daß wir sie beobachten, und sie kennen unsere Schwächen. Die Götter stehen uns bei, wenn wir gezwungen sind gegen eine solche Macht anzutreten, das personifizierte Böse kann nicht besiegt werden. Doch wir müssen die Ste..."

O'Har war also wirklich eine der kämpfenden Parteien der Khan-Kriege gewesen. Durch weitere Untersuchungen stieß ich schließlich auf eine Karte, die ein altes Lager der Bibliothek zeigte, Literatur, die nicht für jedermannes Augen bestimmt war. Und so macht ich mich abermals auf den Weg, meine Gesundheit schon stark angeschlagen durch die Strapazen der letzten Wochen. Ich fand das Lager, doch es stand größtenteils leer. Dennoch fand ich einige Dokumente die direkt aus der Feder der Führer O'Hars stammten:

"Dekret an die Führer der jungen Königreiche:

Euch sei hiermit kundgetan, daß nunmehr eine weitere Macht Einfluß nehmen wird in dem Krieg, der nun schon so lange tobt. Zu viele Krieger starben auf den Feldern, die einst der Ehre galten, und die Vorhallen zum Jenseits sind gefüllt. Versagt habt Ihr den Toten die verdiente Ehre, und so kehren sie nun in die Welt zurück, nicht lebend und nicht tot, zu fordern ihren Teil.

Die Mächtige Stimme [augenscheinlich die Übersetzung von O'Har] ist erwacht, um die Rechte der Toten einzuklagen. Nicht Macht fordern wir, sondern Gerechtigkeit. Gibt es in den Vorhallen keinen Platz, so muß dieser hier gefunden werden, in den Reichen derjenigen, die Schuld sind an der Misere. Die Kriege müssen enden, und die Toten wieder geehrt werden, auf daß wir unseren langen Schlaf wieder antreten können.

Die Fürsprecher"

Dieses Dekret löste einige Verwirrung bei mir aus. Bisher waren die Untoten immer als böse Macht angesehen worden, die nur die Vernichtung des Lebens sucht. Diesem Dekret nach wollen sie jedoch lediglich Gerechtigkeit und ein Ende der Zerstörung! Das waren in der Tat einige völlig neue Aspekte. Ein weiterer Punkt verdient noch einige Beachtung. Das Dekret ist mit "Die Fürsprecher" unterzeichnet. Das deutet daraufhin, daß O'Har nicht, wie die anderen Staaten der Khan-Kriege von einen absolutistischen Herrscher regiert wurde, sondern durch eine Art aristokratisches System. Interessanterweise wurden auch alle weiteren internen Dokumente O'Hars von "den Fürsprechern" unterzeichnet, während weitere Dekrete an andere Reiche später nur noch von Einzelpersonen, die sich als Herrscher von O'Har bezeichneten, unterzeichnet waren. Hieraus ist zu schließen, daß die jungen Reiche wohl nicht mit der Idee eines demokratischen Prinzips zurechtkamen und somit O'Har sich entschieden hatte, nach außen hin einen Repräsentanten zu wählen.

Ein weiteres interessantes Dokument, das mir in dem Lager in die Hände fiel, war ein Gedicht eines O'Harschen Poeten:

Tiefe Nacht, ein Schloß gebaut aus Schmerz
Entsteht, die Türme zum Himmel zeigend.
Ein Zeichen daß nun immerdar
Vergangen ist was einst gewesen,
Vorbei die Zeit des Friedens, des stillen Glücks.
Oh unbeschwerte Ruhe, oh selige Nacht,
Verstoßen sind wir
Von dir und können uns nicht weigern,
Das Schwert ruht fest in unserer Hand,
Der Schild er schützt uns
Vor des Feindes Schwert. Doch wer
Schützt uns vor uns ?
Der Haß, er wächst und gedeiht
Und droht uns zu verschlingen.
Wir, die wir nur der Ruhe hofften
Müssen nun streiten für das Recht der Brüder,
Die nicht freiwillig wählten ihr seel'loses Schicksal.
Und schon ertönt des Tages Horn,
Wir ziehen gen feindliche Länder
Und wollen doch nur heim -
Sehnsucht !

Dieses kleine Dokument sagt mehr aus, als es auf den ersten Blick scheint. Zuerst einmal ist die Tatsache an sich bemerkenswert, daß so etwas wie Poesie in einer Untotenkultur überhaupt existiert. Hierin wird außerdem bestätigt, was bereits angeklungen ist: daß die Untoten den Krieg nur ungern führten.

Leider sind wie bereits erwähnt die meisten Aufzeichnungen zu den Khan-Kriegen in den Feuerstürmen verloren gegangen, und so können wir heute, dreihundert Jahre später, nicht sagen, wer endgültig als Sieger hervorging. Fest steht jedoch, daß wer immer es war, er nicht lange Freude daran hatte, denn nur wenige Jahre nach ihrem Ende, brachen, wie wir alle wissen, die Durgoma-Horden über das Land herein und verwüsteten alles, und die jungen Königreiche wie auch das Reich O'Har waren endgültig gezwungen, sich gemeinsam gegen den neuen Feind zu wehren, wenn auch vergebens ...

Von Mêsta und Szornô – die Untoten von O'Har

Doch kehren wir zurück zu den Untoten. Eine interessante Tatsache leitete ich aus den folgenden zwei Dokumenten ab. Bei dem einen handelte es sich um die Meldung eines versprengten Teiles des O'Harschen Heeres an die Kriegsführung, bei dem anderen um eine Eintragung in das Tagebuch (auch ein interessanter Punkt, sie schreiben Tagebücher) eines O'Harschen Mêstas:

"Meldung des 32. Diâga

Feind vernichtet, aber hohe Verluste. Drei Kommandierende wurden verloren, wir haben Schwierigkeiten die telepathische Kontrolle über die Szornô aufrechtzuerhalten. Brauchen dringend Unterstützung"

"Miknon, 23.

Ein weiterer Tag ist vergangen, und wieder bin ich lange am Festungseingang gestanden und habe die untergehende Sonne beobachtet. Der Krieg verläuft zur Zeit nicht besonders gut, aber auch nicht schlecht genug, um sich Sorgen zu machen. Aber ein weiteres Problem zeichnet sich ab: Wir sind zu wenige. Während die Schlachten uns täglich neue Szornôs geben, ist von uns Mêstas kaum noch einer übrig, um sie zu führen. Unsere Hauptanstrengung muß auch weiterhin bleiben, diejenigen von uns zu finden, die irgendwo im Verborgenen liegen und sie für unsere Seite zu gewinnen. Ein starker Zwiespalt. Einerseits brauchen wir jeden verfügbaren Mêsta auf dem Schlachtfeld, um die Truppen zu führen, andererseits sind nur wir dank unseres Bewußtseins in der Lage, die Suche erfolgreich durchzuführen. Immerhin kommen die Experimente voran. Mittlerweile können wir schon soviel des Geistes der Szornô reaktivieren, daß diese selbständig auf gewisse Reize reagieren. Gestern haben wir es sogar geschafft, einen Szornô erfolgreich durch das Labyrinth zu schicken, er konnte sich nachher sogar an den Weg erinnern! Nachdem die Versuche, lebende Pferde an Szornô-Reiter zu gewöhnen bisher kläglich gescheitert sind, ist es uns jetzt immerhin gelungen, erste untote Pferde zu schaffen. Unsere Möglichkeiten steigen wieder. Vielleicht können wir schon in einem Torg [etwa 29 Monate] unseren wohlverdienten Schlaf wieder antreten."

Wie hieraus zu schließen ist, gibt es also mindestens zwei völlig von einander verschiedene Arten von Untoten: die Mêsta und die Szornô. Während die Mêsta über freien Willen verfügen und dementsprechend für die verantwortungsvolleren Aufgaben des Reiches eingesetzt werden, scheinen die Szornô über keinerlei Eigeninitiative zu verfügen. Sie werden vielmehr auf telepathischem Wege durch die Mêsta gelenkt. Meine weiteren Nachforschungen ergaben, daß es sich bei den Szornô um diejenigen handelt, die aufgrund der Überfüllung der Vorhallen zu Untoten geworden sind. (Szornô bedeutet "die Gezwungenen" in der Sprache der Alten) Sie scheinen die Herrschaft der Mêsta auf einer Art instinktiven Ebene anzuerkennen, weil diese, so die Theorie der Mêsta selbst, die einzigen sind, die dafür sorgen können, daß sie ihren verdienten Schlaf endlich antreten können.

Die Mêsta hingegen sind diejenigen, die mit einem bestimmten Ziel auch nach dem Ende ihres Lebens an ihrer Existenz festgehalten haben. Sie sind das, was in unseren Legenden und Geschichten immer wieder auftaucht - als Geister, Vampire, Mumien, Liche und viele andere "Schauergestalten". Sie haben über den Tod hinaus ihre Intelligenz bewahrt und führten die Heere während der Kriege. Ich weiß nicht, wieviele Mêstas es auf Erkenfara gibt, aber aufgrund meiner Nachforschungen glaube ich, daß es nicht viele sind, vielleicht fünfhundert alles in allem. Ich bin zwar auf viele Hinweise auf Menschen, die zu Mêstas wurden, gestoßen, doch sind diese interessanterweise alle mindestens zweitausend Jahre alt, was mich vermuten läßt, daß irgendwann vor zweitausend Jahren etwas passiert ist, das verhinderte, daß weitere Mêstas entstanden (was erstaunlicherweise genau der gleiche Zeitpunkt gewesen zu sein scheint, seit dem keine Khor-Drachenjungen mehr geschlüpft sind). Das macht die Mêsta zu den ältesten, bekannten Geschöpfen dieser Welt (mit Ausnahme der schon erwähnten Khor-Drachen im Norden und des legendären Phoenix' selbst). Der älteste Mêsta, der mir bisher in meinen Nachforschungen begegnet ist, ist über zweiunddreißigtausend Jahre alt !

Vom Verrat an Sakkar el-Muir

Grob gesehen gibt es zwei Arten, auf die Mêstas entstanden sind. Einerseits aus eigenem Antrieb, wenn ein Wissensdurst oder das Verlangen etwas bestimmtes zu tun über den Tod hinaus weiterlebte, und andererseits - und das scheint der weitaus größere Teil zu sein - wenn ein Unrecht zu ahnden war (hier war auch sehr oft Verrat im Spiel). Wie im Beispiel eines der berühmtesten Kriegsherren von O'Har, Sakkar el-Muir. Ich wurde Sakkar aufmerksam, als ich einige Prozessberichte fand, unter denen sich auch sein Fall befand:

"Im Jahre Deioginas 324 erklärt das heiligste Gericht, geleitet durch seine Würde, Kiar min Tanei, und erleuchtet durch die drei Monde der Gerechtigkeit, den Angeklagten, Sakkar el-Muir, ehemaliger Befehlshaber der Streitkräfte zu Loran, für schuldig des schmählichsten Verrates an seinem Land und allen, die auf seinen Schutz vertrauten. Der Angeklagte ist binnen dreizehn Zyklen durch die Streckbank aus dem Leben geführt zu werden. Fürderhin sei bekannt, daß keine Erde seine Leichnam aufnehmen soll, sondern daß er verbrannt werde und die Asche der See überantwortet. So sei es."

Ich suchte weiter zu dem Thema, und fand den Namen el-Muir auch in einigen anderen Dokumenten, so z.B. in einer Bekanntgabe an die Bevölkerung:

"Hiermit sei kundgetan, daß Sakkar el-Muir, Hochverräter und zur Streckbank verurteilt, durch böse Magie dem Gefängnis entronnen ist, und sich nunmehr auf der Flucht befindet. Wer ihn ergreifet und seinen Leichnam dem Gerichtshof präsentiert, kann mit einer hohen Summe reinsten Goldes als Belohnung rechnen."

In einem Tagebuch eines Generals des Landes Kural, über dreitausend Kilometer von Loran entfernt, fand ich schließlich den nächsten Hinweis auf Sakkar:

"Duran, 25.

Heute erschien ein Fremder zu Hofe, der in die Streitmächte eintreten wollte. Er sagte, sein Name sei Sakkar el-Muir, und er sei mit dem Kriegshandwerk wohlvertraut. Ich prüfte ihn lange und eindringlich, und er scheint wirklich Können zu beweisen. Woher er es hat, will er jedoch nicht verraten. Ich werde ihn zur Probe in die Streitkräfte aufnehmen.

...

Taran, 12.

Die Feinde weichen zurück, dank unseres Freundes Sakkar. Ich weiß nicht was mit ihm los ist, denn er kämpft mit der Verbissenheit eines Verrückten, ohne jemals Rücksicht auf sein eigenes Leben zu nehmen. Was hat diesen Mann nur so verbittert ?

...

Tolos, 2.

Ich bin heute zu Sakkars Gemächern gegangen um einige Dinge zu klären, doch er war nicht dort. Im Schlafgemach lag ein stickiger Verwesungsgeruch. Ich fand schließlich nach einigem Suchen in einem Schrank seine Mahlzeiten der letzten Wochen, völlig verdorben. Es ist, als habe er seit Wochen nichts gegessen. Schließlich fand ich einige Schminkartikel, in Hautfarbe, darunter hing ein Fetzen Haut, menschliche Haut... Ich weiß nicht was passiert ist, aber ich habe das Gefühl ich werde Sakkar nie wiedersehen. Wo er auch sein mag, ich werde sein Angedenken halten. Leider kann ich ihm jetzt nicht mehr dafür danken, daß er mir damals im Krieg das Leben gerettet hat. Ohne ihn hätte mich das Schwert von Csarak enthauptet. Und ohne ihn hätten wir niemals die zwanzig Jahre Frieden genossen. Und auch er scheint seinen inneren Frieden gefunden zu haben. Aber dennoch... seit einigen Tagen sah er zunehmend älter und schwächer aus, beinahe wie ein laufender Toter... Aber das ist absurd. Oder vielleicht nicht ?"

Schließlich fand ich, mit Hilfe eines Magiers, den ich mit dem letzten bischen Geld, das ich noch besaß bezahlte, den Beweis für Sakkars Unschuld:

"Darkola,

es wird wieder Zeit, daß du einen kleinen Dienst für mich tust. Nimm den kleinen Brief und verstecke ihn in den Sachen von Sakkar el-Muir, während er beim König zu Gast ist. Dann gib den Zettel dem Kapitän der Wache. Die Bezahlung findest du wie üblich.

T.A."

Sakkar wurde also durch Betrug aus seinem Lande vertrieben, und es war wohl auch dieser ungerächte Betrug, der dafür verantwortlich war, daß Sakkar nicht ins Totenreich eingehen konnte, wie es die Natur vorgesehen hatte.

Wir sehen also, die Kultur von O'Har ist wesentlich interessanter, als man auf den ersten Blick meint. Wenn meine angeschlagene Gesundheit es zuläßt, werde ich meine Untersuchungen fortführen, und noch weitere Dokumente zu Tage fördern, so daß die volle Wahrheit schließlich offenbart werde.

Tijola Mandratus, Chronologist seiner Majestät


Charaktere

  • Sakkar el-Muir
    • Oberster Fürsprecher O'Hars
    • Lord von Necron
    • Kriegsherr und Oberbefehlshaber des Heeres
    • Ritter des Reiches
  • Zartan kara'Chaeron
  • Ankshapoar
    • Stimme der Verdammten
    • 1. Châs des Hohen Rates
  • Talak Feuersohn
  • KruP Eisenfaust
  • Gesine d'Elestra
  • Gwen o'Kelda

Die Fürsprecher des Reiches

Ich habe bereits zu früherer Stunde über die Kultur des Reiches O'Har geschrieben. Diesmal will ich mich mit den Führern dieses Reiches befassen:

Sakkar el-Muir

Sakkar el-Muir habe ich bereits erwähnt. Sakkar war Kriegsherr von Loran, eines Reiches, das meinen Berechnungen nach weit im Norden, im heutigen Katar, entstanden war. Hier wurde er durch die Ränkespiele eines Mannes (oder einer Frau?) der/die mir nur als T.A. bekannt ist, als Hochverräter angeklagt und verurteilt. Es gelang ihm jedoch zu entkommen.[1] Nach langer Wanderschaft gelangte er schließlich ins Reich Kural, im Süden der heutigen Provinz Narta-Ruhn. Dort schloß er sich den Streitkräften des Königs an, der gerade in einen bitteren Krieg mit den Torgars verwickelt war. Dank Sakkars überlegenen taktischen und strategischen Kenntnissen gelang es Kural, den Feind zurückzudrängen. Kural genoß daraufhin eine fast zweihundertjährige Periode des Friedens und blühte regelrecht auf. Sakkar jedoch verschwand etwa zwanzig Jahre nach Ende des Krieges, es gibt jedoch einige deutliche Hinweise, daß das die Zeit war, in der er zum Untoten wurde. Interessanterweise tauchte zweihundert Jahre später, als Kural von dem gewaltigen Horden des Schwarzen Thorms bedroht wurde, dort wieder eine einzelne Figur auf, die sich als Sakkar bezeichnete und behauptete, ihrem Volk helfen zu wollen. Sie wurde von den durch den langen Frieden abgestumpften Räten von Kural ausgelacht und als Ketzer bezeichnet. Verbittert wandte Sakkar sich ab und verließ seine einstige Heimat um sich in Isolation zu begeben. Drei Wochen später fiel Kural-Thar, die Hauptstadt von Kural unter dem Ansturm des Feindes. Alle Ratsmitglieder wurden gekreuzigt. Später hat man nichts mehr von Sakkar gehört, bis zu dem Ausbruch der Khan-Kriege, als er einige Mitteilungen an andere Mêsta entsendete, die diese zu einer Sitzung bezüglich der Situation der Lebenden einluden.

Zartan kara'Chaeron

Ein weiterer Krieger, der zum Untoten wurde, ist Zartan kara'Chaeron. Seine Geschichte weist viele Parallelen zu der Sakkars auf, und ist doch im Werdegang gänzlich verschieden.

Zartan war Kriegsherr des Reiches Belaxe, einer hochentwickelten Kultur, die bis vor etwa zwölftausend Jahren dort gelebt hatte, wo heute Pilkota liegt. Belaxe war ein sehr kriegerisches Reich und befand sich oftmals mit mehreren anderen Reichen gleichzeitig im Krieg, ein Umstand, der schließlich auch zu seiner Vernichtung führte. Zartan führte die Streitkräfte im Norden gegen das Reich Tschorn, und konnte bald schon den Sieg davontragen. In der Zwischenzeit erging es den Truppen im Südosten unter dem Befehl von Torak-May im Kampf gegen die Reiter von Taal jedoch nicht so gut, also ging der Befehl an Zartans Truppen, ihren Brüdern beizustehen.

Auf dem Weg dorthin stolperten Zartans Truppen über eine Gruppe Magier aus Taal, die den Truppen Belaxes in den Rücken fallen wollten. Zartan stellte die Magier im Kampf und konnte sie schließlich unter starken Verlusten besiegen, doch die Giftwolken, die diese beschworen hatten, forderten ihren Preis. Keiner von Zartans Männer erreichte die eigenen Truppen.

Ohne die Verstärkung erlitt Torak-May herbe Verluste und der Angriff schlug fehl. Ein Prozess wurde geführt und Zartan wurde in seiner Abwesenheit zum Verräter gestempelt und zum Tode verurteilt. Vielleicht war es aus diesem Grund, vielleicht waren es auch die gewaltige magische Konzentration in der Stunde seines Todes, die ihn in dieser Welt hielt: Zartan wurde ein Untoter, verbittert und wütend.

Seine Wut gab ihm Energie, und er begann, die geheimen Künste zu studieren, die damals für seinen Tod verantwortlich waren und wurde schließlich selbst ein potenter Magier. Als sich über elf Jahrtausende später die Situation in den jungen Königreichen zuspitzte, folgte er dem Aufruf seines alten Freundes Sakkar und beobachtete weiter. Als schließlich der Krieg ausbrach erklärte er sich sofort bereit, dabei zu helfen, die Sache der Untoten zu vertreten, falls nötig mit Gewalt.


Milek Tjorgor

Einer der Repräsentanten des Reiches O'Har während der Khan-Kriege war Milek Tjorgor, ein weiterer Zauberer. Milek war vor knapp zwölftausend Jahren Hofmagier im Reiche Taal und diente seinem Herrscher lange Jahre. Dennoch konnte auch seine Magie ihn nicht ewig am Leben erhalten. Und so richtete er sein Augenmerk auf neue Aufgaben: die Erlangung der Unsterblichkeit. Nach vielen Mühen gelang es ihm schließlich, die Formel zu vervollständigen, die ihn in ein höheres Wesen verwandeln sollte.

Doch die Formel hatte einen Fehler. Anstatt Unsterblichkeit zu erlangen, verlor Milek sein Leben. Er wurde ein Lich, ein seelenloser, untoter Magier des Schattenreiches. Wut und Verzweilung schienen ihm fast den Verstand zu rauben, aber er hielt stand und setzte seine Studien fort. Und als die Khan-Kriege mit aller Gewalt über das Land tobten erklärte er seine Bereitschaft, als Fürsprecher für das Reich O'Har zu gelten.


Ankshapoar

Der vierte im Kreis der Führer O'Hars ist Ankshapoar, ebenfalls ein Beherrscher der geheimen Künste, auch er studierte sie bereits vor seinem Übergang in die Schattenwelt. Ankshapoar war ein Einzelgänger, der so zurückgezogen lebte, daß es mir bis heute nicht gelungen ist, herauszufinden, woher er ursprünglich stammt. Auch ist es mir bisher nicht gelungen aufzudecken, wann er zum Untoten wurde. Laut den bruchstückhaften Aufzeichnungen, die ich von ihm besitze, war seine Faszination für die Kräfte der Magie so groß, daß er darüber hinaus alles vergaß. Und so stellte er irgendwann fest, daß sein Körper seine Stofflichkeit verloren hatte. Er war ein Geist geworden. Zuerst war Ankshapoar entsetzt über diese Feststellung, doch er sah schnell die Vorteile seiner neuen Existenz: er brauchte nun noch weniger Dinge zu tun und konnte noch mehr Zeit mit seinen Studien verbringen.

Durch seine Verbindung zur Geisterwelt war er auch der erste, den die verlorenen Seelen der Khan-Kriege aufsuchten. Er fühlte sich empfindlich in seiner Ruhe gestört, und als die Toten nicht nachließen, machte er ihren Kampf zu seinem. Als erstes begann er, den bereits Verstorbenen neue Körper zu schaffen, Skelette, Steinstatuen, Körper aus reiner Magie. Dann sorgte er dafür, daß die Seelen, die von ihrem Körper getrennt wurden und nicht in die Nachwelt weiterreisen konnten, in ihre Körper zurückkehren konnten. So konnten die Geister als Szornô weiter Einfluss nehmen auf die weltlichen Geschehnisse. Schließlich fand Ankshapoar heraus, daß er nicht der einzige war. Es gab noch andere Mêsta, und er begann diese aufzusuchen und sich mit ihnen zu verbünden.


Tijola Mandratus, Chronologist seiner Majestät

Fußnoten

  1. Siehe hierzu auch Vom Verrat an Sakkar el-Muir.


Erzählung von Fretgar

"Morgen würde es soweit sein, morgen würde die große Schlacht beginnen. Ich saß vor meinem Zelt und schärfte ein letztes Mal mein Schwert. Ich blickte in die Gesichter meiner Kameraden, die kaum vom Schein unseres Lagerfeuers erhellt wurden. Sie alle zeigten die Sorge und Anspannung, die man immer am Vorabend einer Schlacht sieht.

Plötzlich: ein Aufschrei! Ein Eindringling im Lager. Ich griff mein Schwert und rannte mit den Anderen zur Ursache des Aufruhrs. In der Mitte des Lagers, genau vor dem Zelt des Obersten stand er: der Untote Ritter. Eine imposante Gestalt war er, ganz in Metall gehüllt, ein mächtiges Schwert an seiner Seite. Er trat auf das Zelt des Obersten zu und wartete davor, bis dieser heraustrat. Dann sprach er: 'Ich bin Sakkar el-Muir, Kriegsherr des Reiches O'Har, und ich bin gekommen, um Euch Gelegenheit zu bieten, Euch zu ergeben.' Der Oberste war einen Moment lang überrascht, faßte sich jedoch sofort wieder und begann schallend zu lachen. Schließlich schrie er: 'Ergreift Ihn!' Ich stürmte mit den anderen auf den Ritter ein, doch eine unsichtbare Wand stoppte uns, ohne daß wir ihn hätten berühren können.

Plötzlich erschien er wie von Flammen eingehüllt: 'Verflucht seit Ihr, daß Ihr es wagt, jemanden anzugreifen, der im Zeichen des Parlamentärs zu Euch kommt!' Der Oberste schrie uns an, wir sollten ihn endlich ergreifen! Doch so sehr wir uns auch bemühten, wir konnten nicht näher an ihn herankommen. Sakkar trat einen Schritt näher an den Obersten heran. 'Ich bot Euch die Gelegenheit, zu leben, doch Ihr habt Euch entschieden, diese Gelegenheit nicht zu nutzen. Statt dessen spottet Ihr und lacht mir ins Gesicht. Hört deshalb meinen Fluch: Nicht einer Eurer Männer soll Frieden finden, wenn der morgige Tag vorbei ist, nicht einer soll die Schlacht überleben, und Ihr alle werdet als Untote in unserer Armee weiter dienen. Ihr selbst als der Unterste der Untersten. Das wird Euch den Respekt lehren, den Ihr nötig habt.' Auf einmal war es gleißend hell im Lager, und im nächsten Moment war er verschwunden.

Mit seinem Fluch sollte er Recht behalten. Die Schlacht war die schlimmste Niederlage, die uns je beigebracht wurde. Nicht ein Mann von uns überlebte. Doch wir sind alle wieder vereint in den ruhmreichen der Streitkräften von O'Har."

Fretgar, Heerführer des Reiches O'Har


Erzählung von Aren Bechtakal

"Ich habe Ankshapoar nur ein einziges Mal gesehen, kurz nachdem die Untoten das erste Mal aufgetaucht sind. Mir wurde die große Ehre zuteil, als erster Botschafter der Länder, die die Untoten allgemein als 'junge Königreiche' bezeichnen, die heiligen Hallen von Necrons Hochtempel zu betreten. Ich schreibe 'Tempel' doch in Wirklichkeit war es viel mehr als das. Es war und ist der Sitz der Regierung von O'Har, des Hohen Rates. von hier aus haben die Fürsprecher Verbindung zu jedem Untoten Erkenfaras, der sich O'Har angeschlossen hat. Dieses Wunder vollbringen die Czornatil, magische Wesen, die alleine durch ihrem Geist über unglaublich große Entfernungen mit anderen Untoten Kontakt aufnehmen können.

Hier, in der Schaltzentrale des Reiches, führt Ankshapoar den Vorsitz, als Hofmarschall, 1. Châs des Reiches und als Führer der Nachrichtentruppe. Die braun gerobte Gestalt scheint eigentlich überall gleichzeitig zu sein. Wo immer ein Problem aufzutauchen schien, war lautlos und überraschend immer auch Ankshapoar, um es zu beseitigen. Später erfuhr ich, daß er über diese Aufgaben hinaus auch noch Leiter der Forschungsabteilung ist, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Untoten noch besser für ihre Aufgaben zu wappnen.

Jetzt kann ich auch die Gerüchte verstehen, die sich um Ankshapoar ranken. Man sagt, er sei gestorben, weil er vor lauter Arbeit und Forschung vergessen habe, zu essen und zu atmen. Wenn ich ihn mir wieder vorstelle, kann ich das gut verstehen. Für dieses Wesen ist wahrscheinlich jeder Atemzug Zeit- und Energieverschwendung. Werden wir die Toten jemals verstehen?

Aren Bechtakal, Botschafter


Aus den wiedergefundenen Archiven von Theostelos

Kulturbeschreibung: Untotenreich mit zwei Arten von Untoten, den Mêsta und den willenlosen Szornó. Kein Reich im politischen Sinne.