Morbus geht ins Licht, oder auch nicht

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Version vom 7. Juli 2022, 15:57 Uhr von Magus Morbus (Diskussion | Beiträge) (Kapitel 1: Im Handelskontor)
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Kapitel 1: Im Handelskontor

„Mein werter Morbus, euer Amulett hat sicherlich seinen Wert, aber ich habe für unser magisches Schwert andere Pläne. Da werden wir nicht ins Geschäft kommen.“
Der Handelsmeister Avallons zuckte mit den Achseln. Das war schade, denn der Adel unseres Reiches war inzwischen mit unseren Schutz-Amuletten wohl versehen. Bei magischen Waffen sah das noch anders aus.

Bedauernd nickte er mir zu. „Außerdem muss ich jetzt zu einer kleinen Jagdpartie aufbrechen. Die Rehe im Revier nehmen Überhand. Daher muss ich unser Gespräch jetzt beenden.“
„Reisende soll man nicht aufhalten, das lehrt uns die Göttin Aida. Dann wünsche ich euch viel Glück mit euren Rehen…“
Und mit dem Honig, wenn man den Gerüchten glauben wollte.

Die kleinen avallonischen Jagdpartien hatten interessante Erzählungen ausgelöst darüber, was da wirklich gejagt wurde. Es war wohl besser das Thema nicht zu sehr zu vertiefen.

Wir verabschiedeten uns freundschaftlich und ich ging durch das Tor des avallonischen Kontors nach draussen. Dann umrundete ich die Wehrmauern, schlich mich zurück durch die kleine Seitenpforte und wartete im Schatten eines Zeltes bis der Handelsmeister hoch zu Ross in Richtung Jagdrevier aufgebrochen war.

Dann begab ich mich zur Handelsstube des Kontors. Dort sprach ich die Anwesenden an:
„Wohlan, werte Herren, ich bin mit dem Handelsmeister verabredet.“

Ein junger Mann in praktischer Gewandung verbeugte sich leicht.
„Da habt Ihr leider Pech, mein Meister ist in Geschäften unterwegs und wird einige Tage nicht verfügbar sein.“

„Oh, das ist aber ärgerlich.“
Ich machte ein überraschtes Gesicht und schüttelte den Kopf.

„Er hatte mir versprochen auf mich zu warten. Das ist kein vernünftiges Geschäftsgebaren von seiner Seite, ich habe meine anderen Geschäfte vernachlässigt nur um mit ihn zu reden.“

Das stimmte sogar, der Meister hatte tatsächlich versprochen auf mich zu warten. Und er hatte sein Versprechen gehalten, denn wir hatten ja miteinander geredet. Aber ich war trotzdem mit seinem Geschäftsgebaren unzufrieden. Wie konnte er ein Geschäft ablehnen an dem ich ein Interesse hatte? So etwas war zutiefst ungehörig.

„Vielleicht kann ich euch ja helfen, Herr Morbus?“
Zumindest kannte der Geselle meinen Namen. Aber ich hatte ebenfalls meine Vorbereitungen getroffen. „Ihr seid Cyan, nicht wahr?“

„Fast richtig ausgesprochen, ja.“

„Vielleicht könnt ihr das tatsächlich, Mir helfen meine ich.“
Ich zog eine Schatulle aus Rosenholz hervor und öffnete es mit der gebührenden Sorgfalt.

„Seht dieses magische Amulett. Euer Meister und ich waren an einem Tauschgeschäft interessiert.“

Zumindest für Einen von uns beiden traf das auch zu. Cyan begutachtete das Amulett fachmännisch. „Das ist gute Handarbeit.“

„Wir benutzen nur feinste Materialien, und unser handwerkliches Geschick wird nur noch von unseren Kenntnissen der Magie übertroffen. Niemand sonst ist in der Lage ein solches Meisterwerk zu schaffen.“

Nicht bis jemand herausfand wie man mit Spinnenseide Schutzsprüche in Mithril verweben konnte. Aber unsere Magiergilde würde Töten um dieses Geheimnis vor Fremden zu schützen.

„Nun, was genau ist seine magische Macht?“

„Es spiegelt feindliche Zauber auf den Verursacher zurück. Dieses Amulett ist nicht nur sehr kleidsam (und Frauen mögen Qualität, zwinker zwinker) sondern auch ein echter Lebensretter. Und wenn ich sage Lebensretter, dann meine ich LEBENRETTER in Großbuchstaben. Ich stehe nur noch hier weil ich Eines bei mir hatte. Ich hatte einen Dämonen in einem Taschenuniversum gefangen, aber ihm gelang es mich ebenfalls hinein zu ziehen. Ich war bereits erschöpft und fast tot. Aber nachdem er seinen härtesten Zauber auf mich abschoss und die Wirkung selbst abbekam habe ich überlebt und er nicht.“
Die Geschichte stimmte sogar.

„Das hört sich interessant an. Ich sollte das Amulett selbst nehmen. Ich bin ja nicht nur Händler, sondern auch Abenteurer.“

Ich nickte ihm begeistert zu. „Ah, natürlich seid ihr das. Auch ich war Das einst, aber dann bekam ich ein Pfeil ins Knie. Es ist also abgemacht, das Amulett gegen das Schwert?“

Cyan wollte mir die Hand reichen, aber dann wurden wir unterbrochen.

„Nicht ganz so schnell. Ich habe da noch ein paar Fragen.“
Eine weibliche Stimme ertönte hinter mir. Ich erkannte sie als die Mutter Cyans.

Ich drehte mich um und verbeugte mich galant, was es mir erleichterte meine Gesichtszüge von Ärger zurück auf liebenswürdige Freundlichkeit umzustellen.

„Ich antworte gerne auf alle Fragen. Bei einem solchen Premium Produkt habe ich so Gelegenheit endlich einmal so richtig angeben zu können.“

„Solche Gelegenheiten sind euch bekannter Weise willkommen. Nun denn, muss das Amulett an eine Person gebunden werden?“

„Ja, das ist aber leicht zu bewerkstelligen. Ich kann das Ritual gleich hier für euren Sohn durch führen wenn er dies wünscht.“

„Damit ist es also unverkäuflich sobald es gebunden ist?“

„Ja, aber wer würde sich denn von einem solchen Schutz freiwillig wieder trennen wollen? Außerdem ist das eher ein weiterer Vorteil für den Eigentümer: für Diebe ist das Amulett uninteressant.“

Aus einem Nachteil ein Verkaufsargument zu machen war das kleine Einmaleins des Handels.

„Ich nehme das Amulett.“ Cyan schüttelte mir energisch die Hand. „Bitte führt das Ritual durch.“

„Aber gerne doch. Seht Ihr die Einkerbung auf der Rückseite? Dort müsst ihr Einfach etwas Blut hinein geben. Ein Haar oder ein Fingernagel reicht aber auch.“


Nachdem Cyan mir das magische Schwert übergeben hatte ging ich meiner Wege. Ich hörte noch wie Cyans Mutter ihm Vorhaltungen machte.

„Was ist wenn der Meister schon Abnehmer für das Schwert hatte?“

„Mama, dann hat er einfach Pech.“

Die Unverblümtheit der Jugend war immer wieder erfrischend. Zufrieden mit dem Verlauf des Nachmittags ging ich meiner Wege.

Kapitel 2: Im Regierungsviertel