Die Schöpfungsgeschichte

Aus erkenfara.com
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Dies ist die Schöpfungsgeschichte Erkenfaras, wie sie im Orden von Helborn gelehrt wird:

Der Beginn

Am Dunkel der Welt standen die Fünf an den Pforten der Welt, um einzulassen die Mächte in den Raum, der noch leer war. Und die Fünf hielten Wacht an den Pforten, auf das nur jene den Raum betreten, die von Ihnen gewollt sind.

Es war Yel, der älteste der Fünf, der als erster seine Pforte öffnete. Und er ließ ein die Erde, welche füllen sollte den Raum. Und er schuf aus der Erde Berge und Täler, Metalle und Sand.

Es war Tas, der zweitälteste der Fünf, der als zweiter seine Pforte öffnete. Und er ließ ein das Wasser, welches füllen sollte den Raum. Und er schuf aus dem Wasser Meere und Flüsse, Wolken und Tau.

Es war Ker, der mittlere der Fünf, der als dritter seine Pforte öffnete. Und er ließ ein die Luft, welche füllen sollte den Raum. Und er schuf aus der Luft Wind und Sturm, Duft und Traum.

Es war Gen, der vierte der Fünf, der als vierter seine Pforte öffnete. Und er ließ ein das Feuer, welches füllten sollte den Raum. Und er schuf aus dem Feuer Sonne und Mond, Flamme und Funke.

Es war Dihn, der fünfte der Fünf, der als letzter seine Pforte öffnete. Und er ließ ein das Licht, welches füllen sollte den Raum. Und er schuf aus dem Licht Strahl und Funke, Magie und Gedanken.

Und Dihn war angetan von dem, was er getan hatte. Und so betrachtete er sein Werk und mißachtete die Pforte, die zu bewachen er geschworen hatte. Und so konnten einziehen in die Welt die Wesen des Lichts. Geister und Dämonen, die jal-Dihn, die Kinder des Lichts suchten die Welt heim. Und ihr Blut war hell und durchsichtig wie das Licht.

Und die anderen der Fünf sahen, was Dihn getan hatte. Und Dihn schämte sich für das, was er dem Raum angetan hatte. Und so verhüllte er sein Gesicht. Und aus Dihn, dem Wächter über die letzte Pforte wurde Dihn-jal-Tekeli, Dihn, Kind des Dunkels.

Und die Fünf wußten, dass ihre Welt nun nicht mehr frei war vom Leben. Und sie wußten, dass sie alles würden vernichten müssen, um die Geister und Dämonen aus ihrer Welt zu vertreiben. Und sie beschlossen, das nicht zu tun, weil ihre Schöpfung ihnen gefiel. Und sie wußten nicht, ob ihnen gemeinsam mit Dihn-jal-Tekeli eine zweite Schöpfung gelingen würde. Also beschlossen sie, ein weiteres Mal ihre Pforten zu öffnen.

Und so öffnete Yel ein zweites Mal seine Pforte, weil er der Älteste der Fünf war. Und aus der Erde schuf Yel die Zwerge, die jal-Yel, die Kinder der Erde. Und ihr Blut war dunkel und schwer wie die Erde.

Und so öffnete Tas ein zweites Mal seine Pforte, weil er der Zweitälteste der Fünf war. Und aus dem Wasser schuf Tas die Menschen, die jal-Tas, die Kinder des Wassers. Und ihr Blut war blau wie das Wasser.

Und so öffnete Ker ein zweites Mal seine Pforte, weil er der Mittlere der Fünf war. Und aus der Luft schuf er die Feen, die jal-Ker, die Kinder der Luft. Und ihr Blut war blau und weiß wie Wolken und Himmel.

Und so öffnete Gen ein zweites Mal die Pforte, weil er der vorletzte der Fünf war. Und aus dem Feuer schuf er die Drachen, die jal-Gen, die Kinder des Feuers. Und ihr Blut war heiß und rot wie Feuer und Flamme.

Das erste Zeitalter

Ein Zeitalter lang herrschte Frieden auf der Welt. Die Fünf standen an den Pforten der Welt und schauten dem Spiel der Wesen zu, die sie geschaffen. Und jeder schaute auf die ganze Schöpfung, und doch lag wohlwollend ein besonderer Blick auf der Schöpfung, die jedem die liebste war. Und so verging das Zeitalter des Friedens, welches die Fünf das Erste Zeitalter nennen. Und es standen in Frieden Yel, Tas, Ker, Gen und Dihn an den Pforten der Welt.

Das zweite Zeitalter

Doch weil die Welt, die sie geschaffen, ihnen gut gefiel, wurden sie übermütig. Und Dihn-jal-Tekeli, Dihn, Kind des Dunkels, dachte bei sich, dass es eigentlich er gewesen war, der die Welt mit Leben gefüllt. Und aus dem Bewusstsein, dass er gegen die Regeln der Welt verstoßen, als er Leben aus sich heraus schuf, wurde das Bewusstsein, dass er es gewesen sei, der Leben erfunden und geschaffen hatte. Und Dihn-jal-Tekeli wurde überheblich, und diese Überheblichkeit wurde auch den jal-Dihn zu eigen.

Und die jal-Dihn begannen, sich mit der Magie zu beschäftigen. Und neben der ihnen eigenen Art der Magie lernten sie auch, die anderen Elemente zu beherrschen. Und so erlernten sie die Herrschaft über Erde, Wasser, Luft, Feuer und Licht. Und von ihnen lernten Dihn-jal-Tekeli die Grundzüge der Regeln, welche die Welt zusammenhalten.

Doch die anderen Vier merkten, was mit Dihn-jal-Tekeli geschah. Zur Rede gestellt, weigerte sich dieser, seine Geheimnisse mit ihnen zu teilen. Und er weigerte sich, seinen Kindern zu verbieten, sich mit der Magie der anderen Kinder der Fünf zu beschäftigen.

Und als die Vier merkten, dass Dihn-jal-Tekeli gegen sie stand, rüsteten sie zum Krieg. Und so zogen aus die jal-Yel, die Kinder der Erde, die jal-Tas, die Kinder des Wassers, die jal-Ker, die Kinder der Luft und die jal-Gen, die Kinder des Feuers.

Lange wogte der Kampf, denn Dihn-jal-Tekeli und die Seinen hatten viele Dinge aus der Schöpfung gelernt. Doch am Ende, nach langem Kampf, war Dihn-jal-Tekeli besiegt und die Seinen unterworfen. Die Vier ketteten Dihn-jal-Tekeli an seine Pforte und unterwarfen seine Kinder. So endete das zweite Zeitalter.

Das dritte Zeitalter

Ein Zeitalter lang stand Dihn-jal-Tekeli gefesselt an eine Pforte der Welt. Er zog an seinen Fesseln und rüttelte an einer der Pforten der Welt. Doch er konnte die Fesseln der Vier nicht lösen. Und auf der Welt herrschten die jal-Yel, jal-Tas, jal-Ker und jal-Gen über ihre Brüder, die jal-Dihn. Und die Vier und ihre Kinder schienen mit dem zufrieden, was geschah.

Doch Gen, der nur wenig älter war als Dihn, war nicht mit dem zufrieden, wie die Welt sich ihm darstellte. Und er erlaubte den jal-Gen, über die Regeln der Welt nachzudenken. Und so forschten die jal-Gen in ihren Horten und Höhlen nach den Regeln, welche die Welt banden. Und sie sprachen mit den jal-Dihn, mit denen sonst niemand sprach. Und sie dachten über das nach, was geschehen war. Und sie berichteten Gen über das, was sie erdacht hatten. Und Gen erzählte ihnen über das, was er gesehen und gedacht.

Und Gen war der einzige, der in dieser Zeit mit Dihn-jal-Tekeli sprach. Und Gen erkannte, dass nur Unerfahrenheit und Neugier Dihn-jal-Tekeli geleitet hatten, nicht der Hochmut. Gen besprach sich mit den jal-Gen. Gen redete mit den jal-Dihn und am Ende sprach er erneut mit Dihn-jal-Tekeli selbst.

Und nach diesen Gesprächen versank er in Schweigen. Seit diesem Tagen heißt Gen auch Gen-jal-Tantaka, Gen, Kind des Schweigens. Und die jal-Gen zogen sich aus der Welt zurück. Und die jal-Dihn zogen sich aus der Welt zurück. Und Dihn-jal-Tekeli hörte auf, gegen seine Fesseln an den Pforten der Welt anzukämpfen, und er versank in Schweigen. So endete das dritte Zeitalter.

Das vierte Zeitalter

Das Schweigen lastete auf der Welt, und die Welt litt unter dem Schweigen. Aus den Fünf waren Vier geworden, und aus den Vier waren nun Drei geworden. Und die Welt war ärmer, denn jal-Gen und jal-Dihn hatten sich aus der Welt zurückgezogen und versteckten sich vor den Blicken ihrer Brüder.

Doch es waren nicht die Fünf, die dieses Mal den Neubeginn wagten. Die anderen Kinder der Fünf litten darunter, dass die jal-Gen und jal-Dihn sich aus der Welt zurückgezogen hatten. Die jal-Tas, die Kinder des Wassers suchten die jal-Gen, die Kinder des Feuers. Und die jal-Ker suchten nach ihren Brüdern, den jal-Dihn. Und es dauerte eine lange Zeit, doch gegen Ende des vierten Zeitalters fanden einige der jal-Tas die letzten der jal-Gen und die jal-Ker die letzten der jal-Dihn.

Und die Kinder des Wassers schlossen ein Abkommen mit den Kindern des Feuers. Der Unmut der Fünf oder Vier oder Drei, der auf den Kindern des Feuers lag, soll auch auf den Kindern des Wassers liegen, damit die Last der Kinder des Feuers leichter wird. Seit diesem Tag, so sagt man, ist das Blut der Kinder des Wassers auch rot, denn das Blut der Kinder des Feuers fließt auch in den Kindern des Wassers.

Doch die Kinder des Wassers waren zu zahlreich, um sich zu verbergen. Und die Drei sahen, was sie getan hatten. Und so zogen die Drei ihre Gnade von ihnen zurück, und die Kinder des Wassers vergaßen die wahren Namen der Fünf und sie vergaßen die Geschehnisse, die dazu geführt hatten, dass in ihren Adern das Blut der Kinder des Feuers fließt.

Doch nicht alle vergaßen, was geschehen war. Und sie kennen noch die Namen, die Macht bedeuten. Sie wissen um das Schicksal der Fünf und sie wissen um die Prophezeiung vom Fünften Zeitalter. Sie wissen, dass alle Fünf wieder sprechen werden. Sie wissen, dass Dihn-jal-Tekeli von seinen Fesseln gelöst wird. Und sie wissen um die Farbe des Blutes der Menschen.

(von Hermann Ritter, Frühjahr 2001)